Musik löst Glücksgefühle aus. Musik schafft zwischen Menschen Verbindungen. Musik aktiviert das Gehirn auf vielfältige Weise. All das ist bekannt.
Bekannt ist ebenfalls, dass Musik bei den unterschiedlichsten Krankheiten einen Heilungseffekt zu erzielen vermag. «Musik sollte als integraler Bestandteil der Behandlung nach Herz-OPs angesehen werden», schrieb der Kardiologe Hans-Joachim Trappe schon 2009 in einer Publikation des Stuttgarter Georg Thieme Verlags. Trappe ist seit 1996 Direktor der Medinzinischen Uniklinik am Marienhospital Herne in Bochum.
Schlaganfall: Fortschritte dank Musiktherapie
Auch der Neurologe Eckart Altenmüller forscht zum Thema Musik und Gesundheit. Der Professor für Musikphysiologie und Musikmedizin in Hannover konnte in Studien nachweisen, dass Patienten in einer Schlaganfallrehabilitation mit Musiktherapie grössere feinmotorische Fortschritte machten als eine Kontrollgruppe, die das gleiche Trainingsprogramm ohne Musik absolvierte. Das schrieb der
«Beobachter» am 13. Dezember letzten Jahres.
Parkinson: Beruhigung dank Tangotherapie
Am Montagabend widmete sich auch die TV-Sendung
«Puls» des Schweizer Fernsehens dem Thema Musik und Gesundheit. Sie zeigt unter anderem einen 42-jährigen, an Parkinson erkrankten Mann, wie er es schafft, dank einer Tangotherapie den Körper zu beruhigen und wieder Haltung zu gewinnen.
Demenz: Musik weckt Erinnerungen
Und sie zeigt, wie Patientinnen und Patienten in der Demenzstation Reusspark im aargauischen Niederwil mit der Musiktherapie aufleben. «Musik soll helfen, ihre eigene Identität zu spüren, die bei Demenz verloren geht», sagt der Psychologe und Musiktherapeut Andreas Huber von der Universität Zürich in der Sendung. Die Musik mache den Patienten für einen Moment zu dem Menschen, den er vor seiner Erkrankung gewesen war.
Und er sagt: «Musik ist das Erste, das wir in unserem Leben erfahren. Das Ohr ist der erste Sinn, der etwas aufnimmt.» Besonders interessant ist daher der Besuch der Geburtsabteilung im Universitätsspital in Genf. Seit sechs Jahren bietet es Familien mit frühgeborenen Kindern Musiktherapie an.
Frühgeborene: Musik als Mittel gegen Entwicklungsstörung?
Petra Hüppi ist Chefärztin Neonatologie am Unispital Genf. Sie sagt in der Sendung, 30 bis 50 Prozent der sehr früh geborenen Kinder litten ihr Leben lang unter Entwicklungsstörungen, die schon sehr früh aufträten. Zum Beispiel motorische Störungen, Probleme in der Schule, Aufmerksamkeitsstörung, Gedächtnisstörung oder auch Probleme mit der emotionalen Regulation oder dem Erkennen der Emotionen anderer.
Petra Hüppi ist Chefärztin Neonatologie am Unispital Genf. | Screenshot SRF
Entscheidend für die Reifung des Gehirns ist das dritte Trimester einer Schwangerschaft. Bei Frühgeborenen findet diese Reifung ausserhalb des Mutterleibes statt. «Dies ist ein sehr wichtiger Zeitraum für die Gehirnentwicklung» weiss Petra Hüppi. Die Gehirnzellen seien zwar da, aber die Verbindung untereinander sei noch nicht abgeschlossen. Und so testet das Genfer Unispital, wieweit Musik dazu beiträgt, diese Verbindung besser herzustellen. Die Frühgeborenen hören dreimal täglich speziell komponierte Stücke à acht Minuten.
Noch ist es zu früh, verlässliche Erkenntnisse zu präsentieren.