Menschliche Spenderorgane in Tieren züchten

Japan hat ein umstrittenes Medizinalexperiment bewilligt.

, 2. August 2019 um 09:50
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Es tönt wie eine gruslige Science-Fiction-Geschichte oder einer jener historischen Sage, wo Chimären auftreten: Japan erlaubt es, Tieren menschliche Gene einzusetzen und diese von Muttertieren bis zur Geburt austragen zu lassen. Das asiatische Land hatte  dazu im März bereits eine Gesetzesänderung vorgenommen. Nun hat eine staatliche Expertenkommission dem Experiment ebenfalls zugestimmt. 
Das Ziel der Forschung: Die Grundlagen schaffen um dereinst - so die Hoffnung- aus  in Tieren Organe aus menschlichen Zellen zu produzieren, die dann Menschen transplantiert werden können.
Dazu will Team um Hiromitsu Nakauchi gemäss dem Magazin «Nature»  Maus- und Rattenembryonen mit menschliche Zellen züchten und diese dann in Muttertiere zu einsetzen, die sie bis zur Geburt bzw. kurz davor austragen.

Erst Nager, dann Schweine

In einem ersten Schritt wollen die Forscher der Uni Tokio hybride Mausembryonen züchten und dann 14,5 Tage austragen lassen. Dann sind die Organe dim Embryo weitgehend ausgebildet. Auch mit Ratten ist dasselbe geplant. In einem weiteren Schritt wollen die Forschenden die Genehmigung einholen, dasselbe mit Schweineembyronen durchzuführen. Dieser Versuch würde dann gar 70 Tage dauern.
Die erzeugten tierischen Embryo werden so erzeugt, dass ihnen ein spezifisches Gen fehlt, das für die Produktion eines bestimmten Organs zuständig ist. Im nächtsen Schritt inijzieren die Forscher dem Embryo pluripotente menschliche Stammzellen. Aus letzteren können fast alle Zelltypen entstehen. Die tierischen Embryos nutzen dann - so die Idee - die menschlichen Stammzellen um damit das Organ zu produzieren, dass sie selbst aufgrund des zuvor absichtlich erzeugten Gendefekts nicht selbst bilden können. Dieses bestünde dann aus menschlichen Zellen und könnte so in Menschen transplantiert werden.

Wächst im Tier ein menschliches Hirn?

Wie das Magazin «Nature» weiter berichtet, befürchten manche Bioethiker, dass die menschlichen Stammzellen auch den Hirnwachstum bei den tierischen Ebryonen anregen könnte. Eine ungute Vorstellung. Die Forscher sagen, sie hätten diese Möglichkeit bei der Planung ihrer Versuche berücksichtigtt. Die Versuche seien so angelegt, dass nur die Bauchspeicheldrüse wachsen solle.
Ob die umstrittenen Versuche erfolgreich sind, ist derzeit noch unklar. Denn bei bisherigen, weniger weit gehenden Experimenten konnten beim Versuchsende nur noch wenige menschliche Zellen im Versuchstier nachgewiesen werden.
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