Mehr und mehr Spitäler finanzieren sich über den Kapitalmarkt

Öffentliche Spitäler finanzieren ihre Bauvorhaben zunehmend mit der Emission einer öffentlichen Anleihe. Darüber freut sich unter anderem die Credit Suisse. Freuen darüber können sich aber auch Anlegerinnen und Anleger.

, 21. April 2017 um 14:00
image
16 Milliarden Franken. So viel Geld wollen Spitäler in den nächsten Jahren für Erneuerungsinvestitionen und Modernisierungen ausgeben. Wer soll das bezahlen? Natürlich die Krankenhäuser selber. Mit Inkrafttreten des neuen Spitalfinanzierungsgesetzes per Anfang 2012 sollten die Spitäler mit den durch Fallpauschalen erzielten Einnahmen genügend Mittel erwirtschaften, um laufende Investitionen zu finanzieren.

Spital Limmattal war das erste

Es dauerte dann bis in den Herbst 2013, ehe das Spital Limmattal als erstes öffentliches Spital an den Kapitalmarkt gelangte. Es folgten die Regionalspitäler Emmental, das Spital Wetzikon sowie die Psychiatrischen Dienste Aargau. Der vorläufige Höhepunkt bildete das Kinderspital Zürich mit einer Doppeltranche im Volumen von 300 Millionen Franken. 
Nach einer gängigen Auffassung müssen die Spitäler dazu aber langfristig eine durchschnittliche EBITDA-Marge von 10 Prozent erzielen. Es ist dies die Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Doch gemäss Credit Suisse hapert es diesbezüglich. 

Nur 16 Prozent erreichen 10 Prozent

«2015 erzielten lediglich 16 Prozent der von uns betrachteten Schweizer Spitäler die EBITDA-Zielmarge von 10 Prozent», steht in einer kürzlich veröffentlichten Studie zu lesen. Es erstaune kaum, so die CS weiter, dass viele der Investitionsprojekte Spitäler betreffen, welche die erforderliche Marge momentan nicht erreichten.
Die CS, die als Marktleader bei Schweizer Anleihen bei der Finanzierung der Projekte mithelfen möchte, macht dennoch auf Optimismus. Sie geht davon aus, dass in den nächsten Jahren weitere öffentliche Spitäler ihre Neu- und Ausbauprojekte über den Anleihenmarkt finanzieren werden, insbesondere in Anbetracht der anhaltend tiefen Zinsen. 

Kommt Uster als nächstes?

Ein solches Spital befindet sich in Uster. Es hat eben erst die Zahlen für 2016 bekannt gegeben und erklärt, dass die für den Um- und Erweiterungsbau benötigten Mittel aller Voraussicht nach auf dem Kapitalmarkt beschafft würden. 
Daran dürften auch Anleger Gefallen finden. Ist der Herausgeber der Anleihe ein öffentliches Spital, so hat man so etwas wie eine Staatsgarantie. 
Interessant seien solche Anleihen wegen des wachsenden Gesundheitsmarktes und der Bonität des Emittenten, findet Stefan Mühlemann, Partner von Pro Ressource, welche Unternehmen und gerade Spitäler in Finanzierungsfragen berät.

Anleihen haben auch Nachteile

Ob eine öffentliche Anleihe jedoch auch für das Spital immer die beste Finanzierungsform sei, ist laut Mühlemann eine andere Frage. Es komme immer darauf an, wie das Spital mit dem Finanzierungsrisiko umgehe und welche Meinung dort über die künftige Zinsentwicklung herrsche. Ein Nachteil von Anleihen, so Mühlemann weiter, sei zum Beispiel, dass sie unflexibel seien und auf einen Schlag zurückbezahlt werden müssten.

Beispiele öffentlicher Anleihen von öffentlichen Spitälern:

  • 2013: Spital Limmattal: 100 Millionen Franken auf 10 Jahre mit einem Coupon von 1,875 %
  • 2014: Regionalspital Emmental: 75 Millionen Franken auf 9 Jahre. Coupon: 1,625 %
  • 2014: GZO Spital Wetzikon: 170 Millionen auf 10 Jahre mit einem Coupon von 1,875 %
  • 2014: Psychiatrische Dienste Aargau: 60 Millionen Franken auf 8 Jahre und einem Coupon von 0,75 %.
  • 2016: Kinderspital Zürich: Doppelanleihe über 200 und 100 Millionen Franken auf 12 bzw. 20 Jahre und Coupons von 0,25 und 0,75 %. Quelle: Credit Suisse
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

So will das Kantonsspital Graubünden Gewaltopfern helfen

Das Kantonsspital Graubünden in Chur betreibt neu die Sprechstunde «Forensic Nursing». Das Angebot ist das erste dieser Art in der Deutschschweiz.

image

Kantonsspital Winterthur lässt Gender-Leitfaden nun doch fallen

Das Kantonsspital Winterthur zieht die gendergerechte Sprachempfehlung zurück. Der Druck ist wohl zu gross geworden.

image

Christian Britschgi wechselt als Chefarzt nach Winterthur

Christian Britschgi leitet künftig die medizinische Onkologie und Hämatologie im Kantonsspital Winterthur.

image

Zwei der grössten Psychiatrie-Kliniken wollen fusionieren

In Bern bahnt sich eine Elefantenhochzeit an: Die zwei eh schon grössten Kliniken wollen sich zu einer vereinigen.

image

Mobbing-Streit in Solothurn droht zu eskalieren

Seit Monaten schwelt bei den Solothurner Spitälern ein Konflikt. Nun erhebt auch der Berufsverband schwere Vorwürfe und droht sogar mit Klage.

image

Barbara Nietlispach wird Chefärztin im Wallis

Die Klinik Frau–Kind des Spitalzentrums Oberwallis (SZO) stellt sich neu auf und geht eine neue Kooperation ein.

Vom gleichen Autor

image

Das Gesundheitssystem benötigt einen tiefgreifenden Kultur- und Systemwandel

18 Ideen, um den Kultur- und Systemwandel im schweizerischen Gesundheitssystem zu befeuern.

image

«Ich habe die Illusion in die Politik verloren»

Gesundheitsökonom Willy Oggier über Lobbyisten, Mehrfachrollen, Zweiklassenmedizin, Zusatzversicherungen, das Trauerspiel Tardoc und dessen Regisseur Alain Berset.

image

Warum ein zu starkes Wachstum teuer werden kann

Warum gab es fürs angelaufene Jahr in der Krankengrundversicherung derart hohe Prämienunterschiede? Wegen dem Risikoausgleich und dem BAG.