Mehr ambulante Fälle, aber nicht weniger Spitalbetten?

Gesundheitsökonom Willy Oggier kommentiert die Luzerner Pläne, mit einer «13er-Liste» die Medizin zu verlagern. Fazit: Sehr konsequent ist der Kanton nicht.

, 6. April 2017 um 14:15
image
  • spital
  • gesundheitskosten
Die Kantone drängen darauf, dass mehr ambulante und weniger stationäre Behandlungen gemacht werden. Luzern prescht hier besonders aktiv vor. Konkret hat die Gesundheitsdirektion unter Guido Graf 13 Eingriffe festgelegt, die bald nur noch in seltenen Ausnahmen im Spital stationär durchgeführt werden sollen.
Nun nimmt Willy Oggier, der bekannte Gesundheitsökonom, in einem Meinungsbeitrag für die «Luzerner Zeitung» (Print) Stellung zum Projekt. Der Kommentar enthält interessante Spitzen gegen diverse Seiten. So erinnert Oggier einerseits daran, dass Spitäler und Ärzte an stationären Fällen gut verdienen. Wenn der fmCH-Präsident nun also warnt, dass die Substitutions-Pläne einen erster Schritt in die Rationierung bilde, so sei dies «ökonomischer Unsinn».
Wenig glaubwürdig sei aber auch das Verhalten der Versicherer. Sie schaffen es in 20 Jahren nicht, ihren Spielraum bei den Zusatzversicherungen für neue Modelle zu nutzen, die eine solche Substitution fördern.

Wenn überzeugt, dann auch umsetzen

Versagt hätten schliessslich auch die Kantone – und zwar gleich mehrfach, so Oggier: «sowohl in ihrer Rolle als Regulator als auch als Eigner von Spitälern». Und dabei erscheinen just die Akteure im Luzerner Gesundheitsdepartement besonders unglücklich: Denn Luzern spielt in fünf Standorten weiterhin Mehrfachrollen als Spitalplaner und Spitaleigner, aber mache wenig daraus.
«Wenn der Kanton von einem hohen Substitutionspotenzial ambulant–stationär überzeugt ist, sollte er dies konsequent in seinen eigenen Spitälern als Eigner umsetzen.» Dann aber brauche es beispielsweise das Spital Wolhusen noch weniger als heute. Analog seien stationäre Kapazitäten in Sursee und Luzern zu überprüfen. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

GZO lädt widerwillig zur Gläubiger-Versammlung ein

Das Spital Wetzikon wollte keine Gläubiger-Versammlung. Nun muss die Versammlung trotzdem stattfinden.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Bellevue Medical übernimmt im See-Spital eine Abteilung

Aus der Zusammenarbeit wurde eine Übernahme: Nun gehört die Neurologie im See-Spital Horgen ganz der Bellevue Medical Group.

image

Insel kontert: «Eine Selektion von besonders schweren Fällen»

Das Berner Inselspital wehrt sich gegen den Vorwurf, dass die Behandlungsqualität schlechter sei als an anderen Spitälern.

image

Zuerst Operation in Bern – dann Nachsorge im Emmental

Die Lindenhofgruppe und das Spital Emmental arbeiten noch enger zusammen: Die Patienten wechseln je nach Behandlungsphase das Spital.

image

Spital Affoltern: Neuer Chefarzt Kardiologie

Elefteri Marcel Buset kommt von der Rehaklinik Seewis.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.