Macht «Gesundheitstipp» unerlaubte Werbung?
Swissmedic hat sich mit der Presse angelegt: Die Behörde droht einer Gesundheitszeitschrift mit einer Busse – wegen unerlaubter Werbung für Arzneimittel.
, 10. November 2021, 06:23Prädikat «nicht empfehlenswert»
Es drohen 50 000 Franken Busse
«Keine Zensur», sondern rechtmässig
Und zwar aus folgenden Gründen:
- Die Zeitschrift hat einige der Medikamente und Therapien «in negativer Weise und risikobehaftet» dargestellt. Das bringe «unweigerlich eine Beeinflussung der Leser mit sich».
- Den beanstandeten Artikel hat nicht ein Neurologe, sondern ein Internist fachlich geprüft.
- Einige der im Bericht genannten Empfehlungen würden den offiziellen Leitlinien der Neurologen für Therapien der Multiplen Sklerose widersprechen.
- Der Text sei deshalb aus objektiver Sicht nicht mehr eine zulässige Information allgemeiner Art, sondern eine unzulässige Information mit Werbecharakter. Insofern sei der redaktionelle Beitrag «als Arzneimittelwerbung einzustufen». Werbung für rezeptpflichtige Medikamente sei aber verboten.
Der «Gesundheitstipp» wehrt sich gegen diese Aussagen.
- Werbung und Redaktion seien strikt getrennt. Für den Inhalt eines Beitrags lasse er sich nicht zahlen.
- Die Zeitschrift stütze sich auf Studien, Experten und die statistische Medizin – nicht auf Verkaufsprospekte der Pharmaindustrie.
- Die Redaktion sei in ihrer Bewertung unabhängig. Diese könne von der fachlichen Beurteilung durch Swissmedic abweichen. Denn für die Zulassung eines Medikaments benötige eine Pharmafirma lediglich Studien, die zeigen, dass es besser ist als ein Scheinmedikament. «Nicht entscheidend ist hingegen, ob das Medikament besser ist als andere bereits zugelassene. Oder wo die Vor- und Nachteile für die Patienten liegen.»
Artikel teilen
Loading
Comment
2 x pro Woche
Nun wollen Apotheken in die Bresche springen
Volle Notfallstationen und ein akuter Ärztemangel: das Schweizer Gesundheitswesen leidet. Jetzt wollen Apothekerinnen und Apotheker zur Entlastung beitragen.
Der Bundesrat will das elektronische Patientendossier weiter verbreiten
Das EPD soll in zwei Schritten weiterentwickelt und seine Verbreitung vorangetrieben werden. Der Bundesrat hat seine Vorschläge in die Vernehmlassung geschickt.
Ein Berner Apotheker wehrt sich für den Cannabis-Verkauf
Die Berner Regierung will keinen Cannabis-Verkauf in Apotheken. Ein Apotheker sagt, warum das für ihn unbegreiflich ist.
Infektionskrankheiten: Der Bund soll Viren künftig überwachen
Das wissenschaftliche Beratungsgremium Covid-19 fordert, dass die Schweiz Methoden zur künftigen Überwachung von Infektionskrankheiten prüft.
Heisse Debatte: Dauern manche Psychotherapien zu lange?
Basel will Kranke nicht mehr so lang psychiatrisch behandeln lassen. Eine ganz heikle Forderung, wie die Reaktionen zeigen.
Jugendliche griffen 2022 häufiger zur Flasche als 2021
Der Konsum von Alkohol und Nikotin hat erneut zugenommen; vor allem bei Mädchen. Das zeigt eine Befragung bei knapp 1100 Jugendlichen.
Vom gleichen Autor
Sie will etwas Neues – deshalb geht die Kantonsärztin
Schon wieder ein Wechsel im Kantonsarztamt von Solothurn: Samuel Iff heisst der Neue, der Yvonne Hummel ersetzt.
Grosse Altersheimgruppe hat nun eine Schlichtungsstelle
Das ist neu: Die 43 Senevita-Heime wollen Streit um die Betreuung oder ums Geld von einer unabhängigen Stelle schlichten lassen.
Universitätsklinik weitet Angebot auf Männedorf aus
Das Universitäre Wirbelsäulenzentrum Zürich (UWZH) arbeitet neu auch im Spital Männedorf und bietet dort Standard-Operationen an.