Warum die Löhne im Gesundheitswesen unterdurchschnittlich ansteigen

Trotz steigender Inflation erhöhen Spitäler, Heime und Spitex die Löhne in diesem Jahr um 0.92 Prozent. Die Spitäler hätten die finanziellen Mittel dafür nicht, sagt Hplus-Chefin Anne-Geneviève Bütikofer.

, 21. März 2022 um 08:46
image
  • spital
  • pflege
  • löhne
  • hplus
  • anne-geneviève bütikofer
Benzin, Toilettenpapier oder Kaffee: Alles wird in diesem Jahr teurer. Im Februar ist die Jahresteuerung in der Schweiz auf 2.2 Prozent gestiegen. Experten rechnen für das Jahr 2022 mit einer durchschnittlichen Teuerung von 1.9 Prozent.  
Die meisten Unternehmen gleichen dies Teuerung aber nicht aus, wie die «Sonntags Zeitung» berichtet. Die Zeitung stützt sich dabei auf eine Umfrage unter den Personalchefs von über 330 Unternehmen. Durchgeführt hat die noch unveröffentlichte repräsentative Umfrage die St.Galler Beratungsfirma Know.

«Eigentlich müssten die Löhne im Gesundheitswesen steigen» 

Die deutlichste Lohnerhöhung gewähren die Pharmaindustrie, das Bildungswesen und die Informatikbranche. Am geringsten erhöhen sich die Löhne in der Medien und Telekommunikations-Branche, wie die Umfrage zeigt.
Überraschend sei, dass auch das Gesundheitswesen die Löhne unterdurchschnittlich anhebe, sagt Know-Geschäftsführer Andreas Kühn der «Sonntags Zeitung». Eigentlich müssten die Löhne nach der Marktlogik überdurchschnittlich steigen, da Spitäler, Heime und Spitex seit Jahren über einen Fachkräftemangel klagen.  

Lohnanstieg 2022 in Prozent

  • Pharmaindustrie 1,55
  • Bildungswesen 1,48
  • Informatik 1,46
  • Elektronik/Uhren 1,39
  • Banken/Versicherungen 1,27
  • Maschinen- und Fahrzeugbau 1,26
  • Gross- und Detailhandel 1,25
  • Energie/Wasser/Entsorgung 1,22
  • Dienstleistungen für Firmen 1,22
  • Durchschnitt 1,19
  • Verbände/Sonstiges 1,15
  • Metallerzeugnisse 1,14
  • Chemieindustrie 1,13
  • Baugewerbe 1,1
  • Sonstige Produktion 1,03
  • öffentliche Verwaltung 0,99
  • Gesundheitswesen 0,92
  • Verkehr/Transport/Lagerei 0,91
  • Gastgewerbe 0,88
  • Medien/Telekommunikation 0,63
Quelle: Sonntagszeitung | Know
image
Anne-Geneviève Bütikofer

Spitäler geben Bund und Versicherern die Schuld

Zudem seien die Gesundheitsorganisation offenbar nicht bereit, den ausserordentlichen Arbeitseinsatz des Personals während der Pandemie mit einer markanten Lohnerhöhung abzugelten, sagt Kühn der Zeitung weiter.
Die Spitäler hätten die finanziellen Mittel dafür nicht, so die Begründung von Anne-Geneviève Bütikofer. Die Direktorin des Spitalverbandes Hplus verweist auf den Bund und die Versicherer, die sich bis heute weigerten, die Ertragsausfälle von bis zu 1.3 Milliarden Franken infolge der Pandemie zu decken.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

«Ich verstehe die Ungeduld der 200'000 Pflegefachleute im Land»

Heute gehen Pflegekräfte in Bern auf die Strasse: Sie fordern die konsequente Umsetzung der Pflegeinitiative. Auch GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig ist dabei.

image

Sektionen des Pflegefach-Berufsverbands lösen sich auf

Mit etwas Wehmut nehmen die bisherigen regionalen Sektionen des Berufsverbands Abschied. Ab nächstem Jahr gibt es nur noch eine gesamtschweizerische Organisation.

image

Ein Blutstropfen Hoffnung bei Alzheimer

Neue Bluttests könnten die Alzheimer-Diagnostik revolutionieren – früher, einfacher, präziser. Sie eröffnen Chancen, das Gesundheitssystem zu entlasten und geben Patient:innen und Ärzt:innen neue Hoffnung.

image

BFS: Zahl privater Spitex-Anbieter erreicht Rekordwert

Die Zahl privater Spitex-Anbieter erreichte 2024 einen neuen Höchststand: 844 gewinnorientierte Unternehmen leisten immer mehr Pflegestunden, während gemeinnützige Organisationen Marktanteile verlieren.

image

Nach Nullrunde: KSA, KSB und PDGA erhöhen Löhne 2026

Die Angestellten der Kantonsspitäler Aarau und Baden sowie der Psychiatrischen Dienste Aargau erhalten 2026 wieder mehr Lohn. Die Lohnsumme wird um 1,2 Prozent erhöht.

image

Gehälter von KVG-Managern «haben inakzeptable Höhen erreicht»

Die Kommission für soziale Sicherheit des Nationalrats kritisiert die hohen Gehälter einiger Krankenkassenmanagern und schlägt eine gesetzliche Deckelung vor.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.