KOF: Gesundheitsausgaben erreichen bald 82 Milliarden Franken

Die Kosten steigen laut der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich ungebremst weiter. Bereits arbeitet jeder 7. Beschäftigte im Gesundheitswesen.

, 13. Dezember 2016 um 15:04
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Das Wachstum der Gesundheitsausgaben geht weiter, und ein Ende ist nicht in Sicht, wie es in der Herbstprognose der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) heisst.
Insgesamt hat die KOF ihre Frühjahresprognose bestätigt. Neu hinzugekommen ist die Prognose für 2018, in dem ein Kostenanstieg von 3,9 Prozent erwartet wird, gleich viel wie für 2017. 
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Quelle: KOF-Prognose der Gesundheitsausgaben, Herbst 2016 (2014: bestätigte Zahlen, 2015 - 2018: Prognose).
Zwischen 2014 und 2018 sollen die Ausgaben von 71,3 Milliarden Franken auf 82,2 Milliarden Franken steigen, wie der Vergleichsdienst Comparis berechnet hat, welcher die Prognose finanziert. 

Prämien steigen stärker

Nach wie vor steigen die Kosten in der obligatorischen Krankenversicherung stärker als der Rest der Gesundheitsausgaben. Die Prämien in der Grundversicherung dürften nächstes Jahr um 5,8 Prozent steigen. Felix Schneuwly, Krankenkassen-Experte von Comparis, spricht von einer «gefährlichen Entwicklung» und verweist auf den stetig wachsenden Leistungskatalog der Grundversicherung. 
Laut dem Kostenmonitoring der Krankenversicherer sind bis zum dritten Quartal dieses Jahres die Kosten in den Bereichen Physiotherapie (plus 9 Prozent), Spital ambulant (plus 7 Prozent) und Laboratorien (plus 6 Prozent) besonders stark gestiegen. 
Für Schneuwly deuten die Ergebnisse der Prognose darauf hin, dass die vom Bundesrat im Jahr 2013 lancierte Strategie «Gesundheit2020» keine grossen Erfolge gebracht hat. Sie zielt auf eine Reduktion des Kostenwachstums von 4 auf 2 Prozent. 

Wirtschaftsfaktor Gesundheitswesen

Laut KOF ist der Gesundheitssektor für die Schweizer Volkswirtschaft immer wichtiger geworden. 2015 arbeiteten über 266'000 Menschen im Gesundheitswesen, gerechnet zu Vollzeitäquivalenten. Das entspricht fast sieben Prozent aller Beschäftigten des Landes.
Der Anteil an der Wertschöpfung liegt bei 5 Prozent und der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandprodukt, die sogenannte Gesundheitsausgabenquote, bei 11 Prozent. Zehn Jahre zuvor lag diese Quote noch bei 10,4 Prozent. Bis 2018 wird sie sich laut der KOF-Prognose auf 12,2 Prozent erhöhen.
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