Google wird mehr und mehr zum Arzt

Googles Software DeepMind soll in Grossbritannien jetzt helfen, bestimmte Augenkrankheiten frühzeitig zu erkennen – zum Beispiel feuchte altersbedingte Makuladegeneration (AMD).

, 7. Juli 2016 um 09:00
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Die Zusammenarbeit zwischen der Google-Tochter DeepMind und dem britischen Gesundheitswesen (NHS) erstreckt sich auf ein weiteres Projekt: Die britische Moorfields-Augenklinik stellt der Maschine rund eine Million mit Optischer Kohärenztomografie (OCT) erstellte Augenscans anonymisiert zur Verfügung. 
Die Software soll darin mit Hilfe von künstlicher Intelligenz nach Anzeichen für Krankheiten suchen. Die Scans werden aktuell von Medizinern ausgewertet. Dies sei ein langwieriger Prozess, zu dem bisher keine Computer fähig gewesen seien, steht in einer gemeinsamen Mitteilung der Kooperationspartner.

Keine Identifikation möglich

Das Forschungsprojekt solle zeigen, ob lernende Maschinen für eine effiziente Diagnose eingesetzt werden könnten, heisst es. 
Zum Thema Datenschutz versicherten die beiden Unternehmen: «Es ist unmöglich, einzelne Patienten anhand der Scans zu identifizieren». Patienten könnten aber grundsätzlich die Verwendung ihrer Daten für Forschungszwecke untersagen.
Lesen Sie auch: 
London: Google erhält Live-Schaltung in Spitäler

Erblindungen verhindern

Ärzte könnten viele Menschen laut der Londoner Augen-Klinik behandeln und müssten nicht erblinden, wenn ihre Erkrankungen frühzeitig erkannt werden. Selbstlernende Computer sollen das ändern. 
Die Forscher haben es besonders darauf abgesehen, Fälle von diabetischer Retinopathie und feuchter altersbedingter Makuladegeneration (AMD) zu erkennen, da diese verhältnismässig öfter zur Erblindung führen. Die bisherigen Diagnosemöglichkeiten seien nicht dafür geeignet, die komplexen OCT-Aufnahmen ausreichend zu analysieren, heisst es weiter. 
Die Kooperation zwischen DeepMind und dem Moorfields Eye Hospital London im Video:
Deep Mind
Google hatte die britische Firma DeepMind vor rund zweieinhalb Jahren gekauft, der Kaufpreis lag laut Medienberichten bei rund 500 Millionen Dollar. Der Software gelang es im März, in einem Match einen der weltbesten Meister im asiatischen Brettspiel Go zu schlagen, was zuvor als zu komplex für Computer galt. Dabei überraschte die Maschine an einer Stelle auch Experten mit einem kreativen Zug, den bisher nie jemand gespielt hatte.
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