Erhöht Fussball das Demenzrisiko?

Noch gibt es keine Gewissheit, ob Fussballspielen eine chronische traumatische Enzephalopathie (CTE) auslösen kann. Britische Forscher wollen jetzt aber Klarheit.

, 15. Februar 2017 um 11:15
image
  • forschung
Die eine Studie beisst die andere, wenn es um die Frage geht, ob wiederholtes Kopfballspiel und Zusammenstösse beim Fussball eine chronische traumatische Enzephalopathie (CTE) auslösen. Eine kleine Beobachtungsstudie aus Grossbritannien rückt diese Frage nun wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Ein Forscherteam vom University College aus London um Helen Ling berichtet jetzt von CTE bei pensionierten Profi-Fussballspielern. In einer neuropathologischen Studie werteten sie unter anderem die Resultate der post-mortem Gehirnuntersuchungen von sechs Fussballprofis aus, die an Alzheimer oder an CTE erkrankten. 
Helen Ling, Huw R. Morris, James W. Neal, Andrew J. Lees, John Hardy, Janice L. Holton, Tamas Revesz, David D. R. Williams: «Mixed pathologies including chronic traumatic encephalopathy account for dementia in retired association football (soccer) players», in: «Acta Neuropathologica», 15. Februar 2017.

Wie oft kommt Demenz bei Fussballspielern vor?

Die Studie wurde jetzt in der Zeitschrift «Acta Neuropathologica» veröffentlicht. Die Forscher weisen aber darauf hin: Die Ergebnisse deuten nicht notwendigerweise auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen sich wiederholenden Kopfauswirkungen im Fussball und der Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen hin.
Gleichzeitig heben die Forscher aber die Notwendigkeit weiterer epidemiologischer Studien in diesem Bereich hervor. «Die wichtigste Frage ist: Wie häufig kommt Demenz bei pensionierten Fussballern vor?», so Ling. «Wenn wir nachweisen können, dass das Risiko höher ist als bei der Bevölkerung, müssen wir dringend auf die Gefährdung und die Schutzstrategie achten.»
In diesem Video erklärt Helen Ling die Studienresultate:

Football, Boxen, Rugby...

Die Diskussion um eine mögliche Verbindung zwischen CTE und Kollisionssportarten wie American Football, Boxen oder Rugby und weiteren Sportarten ist nicht neu. Die erste Verbindung zwischen der Krankheit und Football stellte der Arzt Bennet Omalu im Jahr 2002 her.
Mehr:


Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Epilepsie: Neue Folsäure-Empfehlung für Schwangere soll Krebsrisiko senken

Die Schweizerische Epilepsie-Liga empfiehlt, die tägliche Folsäure-Dosis von bisher vier bis fünf auf ein bis drei Milligramm zu reduzieren.

image

Brustkrebs-Screening im Alter birgt Risiko von Überdiagnosen

Eine Studie der Yale Medical School zeigt: Bei Frauen ab 70 Jahren, die eine Mammographien erhielten, wurden häufiger gesundheitlich unbedenkliche Tumore diagnostiziert als bei Frauen, die nicht an der Früherkennung teilnahmen.

image

Aargau will Med- und Health-Tech auf neues Niveau heben

Mit einem Projekt setzen das Kantonsspital Baden, die Stadt Baden und der Kanton Aargau neue Impulse für Innovationen in Medizin und Gesundheitstechnologie.

image

Seltene Krankheiten: «Oft spürt die Mutter, dass etwas nicht in Ordnung ist»

Werden wir dereinst das gesamte Genom des Neugeborenen routinemässig auf Krankheiten untersuchen? In manchen Ländern werde dies bereits getestet, sagt Stoffwechselspezialist Matthias Baumgartner.

image

ETH bekämpft Blasenentzündungen mit Hilfe von Viren

Forschende der ETH Zürich entwickeln neuartige Phagentherapie gegen Antibiotika-Resistenzen bei Blasenentzündungen.

image

App verwandelt Smartphones in genaue Fiebermesser

Eine neue App liefert präzise Temperaturmessungen ohne zusätzliche Hardware. Die App nutzt versteckte Sensoren.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.