Multiple Sklerose ist die häufigste zur Behinderung führende neurologische Erkrankung junger Erwachsener. Weltweit sind mehr als zwei Millionen Menschen erkrankt, in der Schweiz nach neuesten Schätzungen etwa 15'000.
Ende 2019 gründeten das Universitätsspital und die Universität die Stiftung für klinische Neuroimmunologie und Neurowissenschaften Basel. Jetzt hat das «Research Center for Clinical Neuroimmunology and Neuroscience Basel» (RC2NB) mit den beiden Pharma-Konzernen Novartis und Roche mehrjährige Kooperationsverträge abgeschlossen. Damit wird das Ziel verfolgt, neue, zuverlässigere und aussagekräftigere Methoden zur Erfassung des Krankheitsverlaufs bei Multipler Sklerose zu entwickeln.
Digitale Messinstrumente für Patienten
Im Mittelpunkt steht die Entwicklung «digitaler Biomarker*», schreibt Novartis in seiner Medienmitteilung. Dabei wird ein von Innosuisse (schweizerische Agentur für Innovationsförderung) unterstütztes Projekt («dreaMS») mit dem Basler Medizintechnologie Start-up Healios fortgesetzt und erweitert.
Mit den digitalen Technologien, wie sie heute in Smartphones und Smartwatches verwendet werden, sollen krankheitsbedingte Funktionsstörungen zeitnah, zuverlässig und ohne Belastung für die Betroffenen erfasst werden. Mit Hilfe einer speziell entwickelten App können die Anwender spielerisch gestaltete kleine Aufgaben absolvieren.
In klinischen Studien werden die Smartphone-basierte Applikation und Datenmanagement Plattform «dreaMS» sowie das Smartphone basiertes Software-Tool (FloodlightTM) von Roche zur Beurteilung von Symptomen, die durch Multiple Sklerose entstehen, genutzt.
So geht's
Die mit den oben erwähnten Aufgaben und durch passives Monitoring erhobenen Daten werden durch die IT-Abteilung des Universitätsklinikums und die Abteilung für Klinische Forschung gepflegt und – vor unbefugtem Zugriff geschützt – in einer sicheren Umgebung gespeichert. Nach ihrer Kodierung werden diese Daten mit modernsten Analysemethoden, einschliesslich Machine-Learning-Ansätzen, ausgewertet.
In einem weiteren Schritt sollen diese digitalen Biomarkerdaten über eine interaktive Plattform mit Daten aus bildgebenden Verfahren und Laboranalysen verknüpft werden, um ein möglichst umfassendes Bild der Erkrankung in ihren jeweiligen Ausprägungen zu erhalten.
*Digitale Biomarker bezeichnen datenverarbeitende Verfahren, um objektive, quantifizierbare Charakteristiken biologischer bzw. physiologischer Prozesse abzuleiten. Sie sind nicht-invasiv, ggf. multimodal, erlauben eine longitudinale Beobachtung und entsprechen den Vorgaben des Medizinproduktegesetzes.
Über das «RC2NB»
Das «Research Center for Clinical Neuroimmunology and Neuroscience Basel (RC2NB)» will die in Basel am Universitätsspital und der Universität in Klinik und Forschung vorhandene, international angesehene Expertise und innovative Forschung zur Multiplen Sklerose (MS) koordinieren, weiterentwickeln und mit externen Forschungspartnern vernetzen.
Workstream 1
Im Workstream 1 wird mit der Entwicklung und Erprobung digitaler Biomarker und moderner Methoden der Informationsverarbeitung und künstlichen Intelligenz (AI) eine umfassendere Charakterisierung des Krankheitsprozesses bei MS aber auch bei anderen neurologischen Erkrankungen angestrebt. Diese bessere Charakterisierung wird sowohl der rascheren Entwicklung neuer Medikamente dienen als auch in naher Zukunft eine mehr auf die einzelnen Betroffenen abgestimmte - personalisierte - Betreuung in der Praxis erlauben.
Workstream 2
Zum selben Ziel trägt die bereits unter anderem vom Schweizerischen Nationalfonds und der EU unterstützte Forschung in zwei weiteren wichtigen Forschungsgebieten bei: Workstream 2 entwickelt und erprobt innovative bildgebende Techniken und Biomarker im Blut und Liquor (Nervenwasser), in Workstream 3 wird die Regulation des Immunsystems und seine Wechselwirkungen mit dem Nervensystem untersucht.
Eng verknüpft mit der Arbeit des RC2NB ist das MS Zentrum des Universitätsspitals, in dem ein interdisziplinäres Team von spezialisierten Ärztinnen, Pflegefachfrauen und Therapiebegleiterinnen, Physiotherapeutinnen und Neuropsychologinnen in Zusammenarbeit mit praktizierenden Haus- und Spezialärztinnen kontinuierlich eine grosse Zahl von Menschen mit MS und anderen neuroimmunologischen Erkrankungen betreut. Viele dieser Patienten nehmen engagiert an diagnostischen und therapeutischen Studien und langfristigen Kohortenstudien teil und schaffen damit die Grundvoraussetzung für die klinisch ausgerichtete Forschung.
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