Neubau des Bruderholzspitals sorgt für Diskussionen

Das Kantonsspital Baselland will sein in die Jahre gekommenes Bettenhochhaus auf dem Bruderholz ersetzen. Die Neubaupläne kommen nicht bei allen gut an.

, 12. April 2023 um 09:49
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Das Bruderholz-Areal des Kantonsspitals Basel. | zvg
Bis 2030 soll auf der grossen Wiese vor dem Bruderholzspital, Kantonsspital Baselland (KSBL), eine neue Station mit sechs Operationssälen, einem Dialysezentrum, einer Spitalapotheke und einem Bettenhaus mit 320 Pflegeplätzen errichtet werden.
Das heutige baulich und technisch in die Jahre gekommene Hochhaus soll dabei ersetzt werden. Ungefähr zur selben Zeit soll der Neubau Klinikum 2 des Universitätsspitals Basel (USB) in Betrieb genommen werden.
Nun wird die Beziehung zwischen dem KSBL und dem USB immer mehr auf die Probe gestellt, wie die «Basler Zeitung» am Mittwoch schreibt. Nachdem das USB für seine Expansion in die Baselbieter Gemeinde Reinach getadelt worden sei, baue das KSBL nun selbst grosszügig aus und schaffe für das Pendant aus der Stadt ein Fait accompli.

Freisinniger reicht Vorstoss ein

Das stösst FDP-Landrat Sven Inäbnit, promovierter Apotheker und Kadermitglied der Roche, sauer auf. Er fragt sich, ob sich die beiden Kantone gut genug abgesprochen haben und ob die Region Basel so viel neue Spitalbetten aufs Mal braucht. Ursprünglich waren 150 Pflegeplätze im neuen Bettenhaus geplant, nun ist die Rede von 320.
Inäbnit befürchtet, dass der Staatsvertrag zwischen den beiden Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt, der sie seit rund vier Jahren verpflichtet, gemeinsam eine Gesundheitsregion zu regulieren, zunehmend zur Farce wird. Viel von Gemeinsamkeit sei aktuell auf jeden Fall nicht zu spüren.
Sven Inäbnit kritisiert weiter, dass die Koordination in der Region nicht zu funktionieren scheint und stellt die Frage in den Raum, weshalb die beiden Spitäler solch weitreichende Pläne nicht zusammen kommunizieren. Das gäbe nach aussen ein unerklärliches Bild ab, so der Gesundheitspolitiker.

USB wird stark kritisiert

Vor rund einer Woche reichte er deshalb im Namen der FDP-Fraktion einen Vorstoss ein, in dem auch der Kanton Basel-Stadt und das USB stark kritisiert werden.
Nun soll das Baselbiet prüfen, ob ein Ausstieg aus dem Staatsvertrag möglich ist. Der Stadtkanton würde die eigenen Spitäler wie etwa das Felix-Platter-Spital, für das erst kürzlich 92 Millionen Franken gesprochen worden seien, übermässig fördern, wird er von der Zeitung zitiert.
Die Stadt verfüge zudem mit dem USB über eine mächtige Gesundheitsinstitution, die vor allem Eigeninteressen verfolge, wie es sich im Streit um das neue Dialysezentrum in Reinach gezeigt habe.
«Mit den aktuellen Plänen ist es jetzt aber nicht Basel-Stadt, sondern der Kanton Baselland, der für Verwirrung sorgt. Mit dem KSBL-Neubau könnte es zu Überkapazitäten kommen», mutmasst er.

Das GD dementiert

Auf Anfrage der «Basler Zeitung» entgegnet Anne Tschudin, Sprecherin des Basler Gesundheitsdepartements (GD), dass die Unternehmensplanung der einzelnen Spitäler nicht Gegenstand des Staatsvertrags sei, sondern autonom geschehe.
Die Vorwürfe der Freisinnigen sind laut Tschudin unbegründet: «Die 92 Millionen Franken hat der Kanton dem Felix-Platter-Spital erlassen müssen, weil dies Rechnungsregelungen so vorschreiben.»

Erstsanleihe über 100 Millionen

Aktuell steht eine Antwort auf den Vorstoss von Inäbnit noch aus. Wenig Informationen gibt es betreffend den konkreten Zeitplan des neuen Bettenturms auf dem Bruderholz und auch über die exakten Kosten ist bis anhin nicht viel mehr bekannt.
Laut der «Basler Zeitung» klar ist, das sich das KSBL für die Finanzierung eine Erstanleihe von 100 Millionen Franken vom Schweizer Kapitalmarkt gesichert hat.
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