FMH zur BAG-Studie: «Ein Viertel der Ärzteschaft nicht berücksichtigt»

Die Einkommen der rund 10'000 Assistenzärzte sind bei der aktuellen Studie vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) und vom Büro Bass gar nicht erfasst.

, 29. Oktober 2018 um 12:53
image
  • fmh
  • lohn
  • ärzte
  • praxis
Eine vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Montag publizierte Erhebung zeigt: Das reale Einkommen der Fachärzte in der Schweiz beläuft sich auf etwas über 190’000 Franken. Diese Zahlen sind vergleichbar mit den 2012 publizierten Einkommensdaten der FMH, wie die Verbindung der Ärzte FMH mitteilte.
Die grösste Schweizer Ärzteorganisation kritisiert an den veröffentlichten Durchschnittswerten, dass die rund 10'000 Assistenzärzte mit einem Jahreseinkommen von knapp 100'000 Franken bei 56 Arbeitsstunden pro Woche nicht berücksichtigt wurden. Die Zahlen zu den Einkommen stammen zudem aus dem Jahr 2014 – vor den Tarifreduktionen durch den Bundesrat.

Selektive Betrachtung von statistischen Ausreissern

Weiter hebt das BAG aus Sicht der FMH Facharzt-Gruppen mit sehr hohen Einkommen besonders hervor: etwa Neurochirurgen und Gastroenterologen. «Die selektive Betrachtung von statistischen Ausreissern in dieser BAG-Studie ist aus Sicht der FMH nicht lösungsorientiert.» Zudem generierten gerade Neurochirurgen ihre Einkommen überwiegend nicht aus Prämiengeldern der obligatorischen Krankenversicherung.
Die vom Büro Bass verfasste Studie ermöglicht aber keinerlei Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der Einkommen aus den verschiedenen Sozial- und Zusatzversicherungen, wie die Ärzteorganisation weiter schreibt. Wie hoch der Anteil des Einkommens sei, welches durch die Prämiengelder finanziert sei, werde aus der Studie nicht ersichtlich.

FMH fordert faire Diskussion 

Die Ergebnisse des Bundesamtes für Statistik (BFS) auf der MAS-Datengrundlage geben laut der Verbindung der Schweizer Ärzte die realen Einkommen der Ärzteschaft aus der Praxistätigkeit verlässlich wieder. Das Betriebsergebnis für eine Einzelpraxis betrug 155’000 Franken.
Eine Lösung gegen unangemessene Einkommensdifferenzen liege schliesslich in der Wiederherstellung der Sachgerechtigkeit des ambulanten Tarifs. «Ein sachgerechter Tarif ist das beste Mittel gegen Fehlanreize und Ineffizienz.» Daher setze sich die FMH zusammen mit allen ihr angeschlossenen Verbänden mit grossem Engagement für eine Revision des ambulanten Tarifs ein. Die Ärzteorganisation sei mit den Tarifpartnern in engem Austausch.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Arzt wies Patienten ab – wegen seiner Parteizugehörigkeit

Dieser Fall versetzte Deutschland in Aufruhr: Ein Hausarzt wollte einen Patienten nicht mehr – weil er bei der AfD-Partei ist.

image

Migros: 1,3 Milliarden Umsatz im Gesundheitswesen

Der Detailhandels-Konzern baut sein Healthcare-Netzwerk auch nach dem Abgang von Fabrice Zumbrunnen aus.

image

Ex-KSW-Chefarzt lanciert interventionell-radiologische Tagesklinik

Christoph Binkert verbündet sich mit dem Medizinisch-Radiologischen Institut MRI in Zürich.

image

In der Schweiz sind 1100 Ärzte mehr tätig

Die Arztzahlen in der Schweiz haben ein neues Rekord-Niveau erreicht: Es gibt nun 41'100 Berufstätige.

image

Der Erfinder des Ledermann-Implantats ist tot

Er war ein bekannter Implantologe, später auch Hotelier und Schriftsteller. Nun ist Philippe Daniel Ledermann 80-jährig gestorben.

image
Gastbeitrag von Peter Baumgartner

Ambulante Psychiatrie: Ohne neue Berufsprofile und KI wird’s kaum gehen

Der Fachkräftemangel in der Psychiatrie verlangt einen massiven Umbau der Versorgung. Aber wie? Ein realistisches Zukunftsszenario.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.