EOC: Gerichtstermin für Hepatitis-Fall steht fest

Der Tessiner Spitalverband EOC muss sich im Fall der Hepatitis-C-Virus-Infektion demnächst vor dem Strafgericht rechtfertigen. Im Zentrum steht die strafrechtlich relevante Verantwortlichkeit des Spitals.

, 8. August 2016 um 08:52
image
  • spital
  • ente ospedaliero cantonale
  • tessin
  • desinfektion
  • eoc
Im Dezember 2013 hatte im Bürgerspital von Lugano ein Mitarbeiter drei Patienten mit Hepatitis C infiziert. Der Vorfall ereignete sich beim Spritzen eines Kontrastmittels in der Radiologieabteilung.
Nun steht der Gerichtstermin für das Hauptverfahren fest: am 20. September 2016 vor dem Strafamtsgericht in Bellinzona. Erscheinen wird dort der CEO Giorgio Pellanda, verteidigt durch die Anwaltskanzlei Molo Avvocati aus Bellinzona.

Art. 102 StGB: «Verantwortlichkeit des Unternehmens»

Laut der Tessiner Staatsanwaltschaft seien beim Vorfall «grundlegendste Richtlinien» nicht eingehalten worden, wobei es um «fahrlässig schwere Körperverletzung und Ausbreitung von Krankheiten» geht.
Trotz Abklärungen ist es der Behörde aber nicht gelungen, die verantwortliche Person zu finden. Grund dafür sei eine «mangelhafte interne Organisation». Dabei soll der Artikel 102 des Strafgesetzbuches zur Anwendung kommen. 
Die Ente Ospedaliero Cantonale (EOC), zu der das Bürgerspital Lugano gehört, weist diese Vorwürfe laut einer aktuellen Mitteilung allerdings zurück.

Erneutes Risiko einer Ansteckung

Es ist nicht das erste Mal, dass das Spital negative Sicherheits-Schlagzeilen einfährt: Im März 2016 kam es bei gastroenterologischen Untersuchungen zu schweren Zwischenfällen. 
Die Gründe waren damals unvollständig gereinigte endoskopische Instrumente, die zum Risiko einer Hepatitis-B-Virus-Ansteckung führten. Zwischen den zwei Fällen besteht aber auch laut der Staatsanwaltschaft kein Zusammenhang.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Tessin: Volk gegen mehr Vorschriften im Gesundheitswesen

Mit 55 Prozent Nein-Stimmen hat die Tessiner Bevölkerung eine Initiative zur Vereinheitlichung von Arbeitsbedingungen und Standards im Gesundheitsbereich abgelehnt.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.