Die Glatze als Krebs-Marker?

Ein haarloses Haupt bei Männern steht mit Prostata- und Hodenkrebs in Verbindung. Dies zeigen aktuelle Studien aus den USA und Italien.

, 3. Februar 2016 um 09:24
image
  • forschung
  • onkologie
Im Vergleich mit Männern, deren Kopfhaar erhalten blieb, sei das Risiko von Männern mit Glatze jedweden Grades, an Prostatakrebs zu sterben, um 56 Prozent erhöht. Zu diesem Schluss kommt die Epidemiologin Cindy Zhou vom National Cancer Institute der USA in einer Studie. 
Zhou und Kollegen analysierten Daten von rund 4’300 Männern im Alter von 25 bis 74 Jahren, die zu Beginn noch keine Krebsdiagnose erhalten hatten. 3’300 von ihnen starben während dem 21-jährigen Untersuchungszeitraum, davon 107 an Prostatakrebs.

Zhou ZK et al. «Male Pattern Baldness in Relation to Prostate Cancer–Specific Mortality: A Prospective Analysis in the NHANES I Epidemiologic Follow-up Study» in: «American Journal of Epidemiology». Januar 2016.

Risiko um fast 90 Prozent höher

Das höchste Risiko trugen Männer mit offensichtlicher, aber nicht bis zu den äussersten Rändern der Haargrenze ausgedehnter Glatze, fasst das Medizinportal «Springer» die Resultate zusammen. Im Vergleich zu Männern mit dichtem Schopf ereilte sie der Prostatakrebs-Tod um 86 Prozent häufiger.
Eine Basis dafür bildet die Annahme, dass androgenetischem Haarausfall und dem Geschehen beim Prostatakarzinom manche pathophysiologischen Mechanismen gemeinsam sind.
Eine statistisch signifikante Erhöhung der Gesamtmortalität war laut der Studie für Glatzenträger nicht festzustellen.

Hodentumoren seltener

Zu einem anderen Resultat kommen italienische Wissenschaftler um Giovenale Moirano von der Universität Turin. Sie nahmen die Glatze aber als Marker für Hodenkrebs unter die Lupe. 
Die Forscher kamen zum Schluss, dass eine inverse Beziehung zwischen Hodenkrebs und Glatzenbildung besteht. Das heisst: Glatzenträger erkranken seltener an bösartigen Hodentumoren. Das Verhältnis von Erkrankten zu Gesunden lag bei den untersuchten Männern mit Glatze um ein Drittel niedriger als bei den Männern ohne Glatze.
Moirano und Kollegen sehen darin ein Indiz – wenn auch keinen Beweis –, dass auch die postnatale Androgenexposition das Risiko für Hodenkrebs beeinflusst.

Moirano G et al. «Baldness and testicular cancer: the EPSAM case–control study», in: «Andrology». Januar 2016. 

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Schweizer Hoffnung in der Krebsmedizin

Ein neues Medikament gegen das unheilbare Glioblastom schafft Hoffnung: bei manchen Patienten schrumpfte der Tumor um bis zu 90 Prozent.

image

Einseitige Impfung wirksamer? Studie wirft neues Licht auf Impfstrategien

Eine neue Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen: Mehrfachimpfungen im selben Arm bieten einen besseren Schutz.

image

Epilepsie: Neue Folsäure-Empfehlung für Schwangere soll Krebsrisiko senken

Die Schweizerische Epilepsie-Liga empfiehlt, die tägliche Folsäure-Dosis von bisher vier bis fünf auf ein bis drei Milligramm zu reduzieren.

image

Brustkrebs-Screening im Alter birgt Risiko von Überdiagnosen

Eine Studie der Yale Medical School zeigt: Bei Frauen ab 70 Jahren, die eine Mammographien erhielten, wurden häufiger gesundheitlich unbedenkliche Tumore diagnostiziert als bei Frauen, die nicht an der Früherkennung teilnahmen.

image

Aargau will Med- und Health-Tech auf neues Niveau heben

Mit einem Projekt setzen das Kantonsspital Baden, die Stadt Baden und der Kanton Aargau neue Impulse für Innovationen in Medizin und Gesundheitstechnologie.

image

Seltene Krankheiten: «Oft spürt die Mutter, dass etwas nicht in Ordnung ist»

Werden wir dereinst das gesamte Genom des Neugeborenen routinemässig auf Krankheiten untersuchen? In manchen Ländern werde dies bereits getestet, sagt Stoffwechselspezialist Matthias Baumgartner.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.