Deutsche Ärzte leiden kaum wegen der Pandemie

Viele deutsche Ärzte haben weniger Patienten, und die Einnahmen sind etwas gesunken. Aber es geht ihnen trotz Pandemie gut, wie eine Umfrage zeigt.

, 1. November 2021 um 08:39
image
  • deutschland
  • ärzte
  • umfrage
  • lohn
Eine Umfrage in Deutschland zeigt: Im Schnitt sehen die Ärzte in unserem Nachbarland pro Woche derzeit rund 100 Patienten. Vor der Pandemie waren es noch 130. Allerdings gibt es grosse Unterschiede bei den Fachbereichen: Hausärzte behandeln in Corona-Zeiten 176 Patienten, andere Fachärzte 87.

Etwas weniger verdient

Diese Zahlen hat die deutsche Medizin-Plattform Medscape von November 2020 bis Februar 2021 mit einer Online-Umfrage bei Ärzten erhoben.
Zwar hat über ein Drittel der Umfrage-Teilnehmer 2020 weniger verdient als vor der Pandemie. Allerdings verzeichnen nur sehr wenige massive Einbussen. Fast die Hälfte der Ärzte hat in der Corona-Krise das gleiche Einkommen wie zuvor. Jeder 6. Arzt hatte sogar eine kleine Steigerung seines Einkommens erzielt.

Kardiologen und Onkologen klagen

Es sind besondes zwei Fachrichtungen, die über weniger Patienten klagen: Kardiologen stellen fest, dass viele Patienten nicht zum Arzt gehen, wenn sie Herzprobleme haben. Onkologen beobachten, dass viele ihre Krebsvorsorge verschieben.
Im Durchschnitt arbeiteten die Ärzte dieser Umfrage rund 52 Stunden pro Woche. Überraschenderweise sind bezüglich der Arbeitszeit die Unterschiede zwischen Hausärzten und Fachärzten, Männern und Frauen oder Klinik und Praxis sehr gering.

Grosse Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen

Über alle Fachrichtungen hinweg verdienen Ärzte in Deutschland im Durchschnitt umgerechnet 165 000 Franken. Auffallend gross ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen: Ärztinnen, die Vollzeit arbeiten, erhalten im Mittel 125 000 Franken, Ärzte hingegen 177 000 Franken. Dieser Unterschied ist deutlich grösser als jener zwischen Hausärzten, welche 164 000 Franken verdienen, und Fachärzten, welche 180 000 Franken erhalten.

Junge, Frauen und Praxis-Ärzte klagen über unfaire Bezahlung

Mehr als die Hälfte der Ärzte in der Umfrage fühlen sich nicht fair bezahlt. Frauen sind häufiger unzufrieden mit ihrer Bezahlung als Männer. In der Altersgruppe der unter 45-Jährigen ist der Anteil der Unzufriedenen deutlich höher als bei den älteren. Ausserdem fühlen sich Praxis-Ärzte deutlich häufiger unfair bezahlt als Spital-Ärzte.
Obwohl die Ärztinnen und Ärzte mitten in einer bisher einmaligen Krise des Gesundheitssystems an der Umfrage teilgenommen haben, kommen sie dennoch zu einem versöhnlichen Fazit: 9 von 10 Mediziner sind mit ihrer Leistung zufrieden. Nur 3 von 100 geben an, dass sie mit sich selbst hadern. «Die ganze grosse Mehrheit hat anscheinend auch durch die Corona-Krise nicht begonnen, an ihrem Beruf und ihrer Berufung zu zweifeln», kommt Medscape zum Schluss.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Ärzte verweigern den ambulanten Pauschalen das Ja

Der neue Arzttarif Tardoc wird wohl 2025 eingeführt. Allerdings sind die Ärzte nach wie vor gegen die ambulanten Pauschaltarife.

image

Ärzteverbände fordern mehr Studienplätze

Trotz steigender Medizin-Studienabschlüsse fordert der Haus- und Kinderärzteverband mehr Studienplätze.

image

Preisgeld für Krebsforschung am Kantonsspital St. Gallen

Resistenzen gegen Hautkrebs-Therapien: Das ist das Forschungsthema des Dermatologen Lukas Flatz. Für seine Arbeit erhält er 250'000 Franken.

image

Schlaftracker können Schlaf nicht richtig messen

Geräte, die angeblich den Schlaf messen, sind ungenau und deshalb unnütz – oder sogar schädlich, wie ein Schlafmediziner befürchtet.

image

So wollen junge Ärzte das Gesundheitswesen ändern

Junge Ärztinnen und Ärzte kritisieren die veralteten Strukturen im deutschen Gesundheitssystem. Mit zehn Forderungen wollen sie dieses erneuern.

image

Wo Ärzte und Ärztinnen am meisten verdienen

Europäische Ärzte verdienen deutlich weniger als ihre Kollegen und Kolleginnen in den USA.

Vom gleichen Autor

image

Urologie: 44 Spitäler wollten – diese 27 dürfen

In der Hochspezialisierten Medizin (HSM) wurden neue Leistungsaufträge vergeben – diesmal für zwei komplizierte Urologie-Operationen.

image

Nun steigt der Bestsmile-Gründer auch bei der Fortpflanzung ein

Ertan Wittwer hat schon viele Praxisketten gegründet. Seine neuste Idee: ein Unternehmen, das Fortpflanzungsmedizin anbietet.

image

Dem See-Spital bleibt das neue Medical-Center versagt

Das See-Spital Horgen kapituliert: Es verzichtet auf den geplanten Neubau.