«Denkzettel»: Zürcher Parlament verweigert Triemli Zusatzkredit

Bürgerliche fordern eine Strategie gegen das strukturelle Defizit. Was sind die Folgen?

, 22. September 2016 um 07:00
image
  • zürich
  • stadtspital zürich
  • spital
Es zeichnete sich bereits gestern ab, jetzt ist es offiziell: Das Zürcher Parlament verweigert dem Stadtspital Triemli einen Nachtragskredit. Die Stadtregierung hatte 15,4 Millionen Franken gefordert, um Rechnungen zu bezahlen, die insbesondere im Anschluss an die Eröffnung des neuen Bettenhauses entstanden waren.
Jetzt sagte der Gemeinderat Njet, wenn auch in einem knappen Stimmenverhältnis von 62 gegen 59. Radio SRF sprach unmittelbar danach von einem «Denkzettel für das Triemlispital»
Tatsächlich musste die zuständige Stadträtin Claudia Nielsen (SP) in der Debatte eingestehen, dass Fehler gemacht worden waren: «Es war eine falsche Budgetierung, es wurde zu ehrgeizig budgetiert», sagte die Gesundheitsvorsteherin vor dem Parlament: «Man hat gemeint, man könne das neue Bettenhaus mit weniger Personal in Betrieb nehmen, als dann nötig war.»

«Steht hin…»

Die Bürgerlichen nahmen diese Situation auf, um Grundsätzliches zu fordern: Nun müsse erst mal aufgezeigt werden, wie das Stadtspital die Zahlen wieder in den Griff kriegen will, so der Tenor der Voten aus FDP- und SVP-Reihen. Man habe es mit einem strukturellen Defizit zu tun, ergo müsse das Problem auch nachhaltig gelöst werden.
Ins Grundsätzliche ging auch die Linke: Es sei doch klar, dass es der Gegenseite nicht um 15 Millionen oder um eine Strategie gehe, sondern letztlich um die Privatisierung. «Steht hin und sagt, dass es einzig und alleine um die Ausgliederung des Triemli geht», forderte SP-Mann Alan David Sangines die bürgerlichen Ratskollegen auf.
Und so wurde tatsächlich sehr symbolisch gestritten. In der Sache selbst geschieht wohl weniger: Dass die 15 Millionen nicht bewilligt wurden, wird wenig daran ändern, dass das Triemlispital in den verbleibenden Monaten des Jahres ein Defizit in etwa dieser Grössenordnung einfahren wird.
Klar war aber das Signal: Das Stadtspital wird wohl auch im nächsten Jahr entschlossene Sparübungen vorsehen müssen.
Mehr: 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Gericht stoppt Thurgau: Zürcher Reha-Planung tritt in Kraft

Das Bundesverwaltungsgericht ist auf die Beschwerde des Kantons Thurgau gegen die Zürcher Spitalliste 2023 Rehabilitation nicht eingetreten. Damit kann der Kanton Zürich seine neue Reha-Planung nun vollständig umsetzen.

image

GZO Spital Wetzikon: Querschüsse vor der Abstimmung

Offenbar kritisiert die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli kurz vor der Abstimmung mangelnde Transparenz der Spitalleitung und bekräftigt: Unterstützung vom Kanton gibt es nicht.

image

Spital Männedorf will sich Zukunft mit Mietwohnungen sichern

Das Spital baut eine Villa um und vermietet sie an Gutbetuchte. Die Mieteinnahmen gehören zur Finanzstrategie.

image

Die neue CEO des Spitals Bülach kommt vom Basler Universitätsspital

Sabrina Gänsbacher wird im Juni die Nachfolgerin von Doris Benz im Spital Bülach.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Kispi: Das Problemkind ist Publikumsliebling

Das neue Kinderspital Zürich sorgt nach viel Kritik für positive Schlagzeilen: Die Stadt Zürich ehrt das Gebäude mit der «Auszeichnung für gute Bauten». Hinzu kommt der Publikumspreis 2025.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.