«Das Zürcher Gesundheitssystem steht gut da»

Es ist eine alte Weisheit: «Erst in der Krise zeigt sich, wie gut ein System ist.» Entgegen aller Kritik, nach über einem Jahr Covid-Pandemie, darf man feststellen, dass der Kanton Zürich über ein sehr gut funktionierendes Gesundheitssystem verfügt.

, 5. Juni 2021 um 07:00
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  • coronavirus
  • marco gugolz
  • gastbeitrag
Fehlendes Schutzmaterial, fehlende Masken usw. waren zu Beginn der Pandemie nicht die einzigen Herausforderungen. An vielen Ecken und Enden musste schnell und entschieden dazugelernt werden. Später stand insbesondere das Tempo bei der Impfkampagne in der Kritik. Aber es geht jetzt zügig vorwärts. Im Kanton Zürich steht der Zugang zur Impfung nun allen offen. Die grossen Anstrengungen von Behörden und Leistungserbringern zeigen Wirkung. Das Zusammenspiel funktioniert, die Impfzentren laufen auf Hochtouren. Die Infektionszahlen gehen zurück, die schweren Fälle nehmen ab.
Nicht zuletzt die Notlagen zwangen sämtliche Beteiligten, kreativ und vor allem kooperativ zu handeln. Trotz hierzulande im Vergleich zu unseren Nachbarländern relativ geringer Corona-Massnahmen und hohen Fallzahlen, konnte die Versorgungsqualität immer auf höchstem Niveau gehalten werden. Auch die Schweizer Wirtschaft konnte darum vor noch drastischeren Interventionen geschützt werden. Der innovative Geist gepaart mit dem grossen Einsatz staatlicher und privater Akteure, der Behörden, der Ärzteschaft und vor allem dem unermüdlichen Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Spitälern haben wesentlich dazu beigetragen.
Natürlich mussten insbesondere in der ersten aber auch in der zweiten Welle Eingriffe verschoben werden, was für die jeweilige Patientin bzw. den jeweiligen Patienten verständlicherweise sehr bedauerlich war. Zudem führte diese Pandemie auch zu einschneidenden Mindereinnahmen für viele Spitäler, wie aktuell publizierte Jahresabschlüsse eindrucksvoll belegen. Und doch war für mich als Klinikdirektor eines Zürcher Covid-A Spitals von Anfang an klar, dass wir neben der Akutversorgung unser Knowhow auch zur Lösung der Krise einsetzen müssen. Wir haben eine grosse gesellschaftliche Verantwortung. Mit dem repetitiven Testen steht nun nebst dem Einhalten der Hygiene- und Distanzvorschriften, dem Contact-Tracing sowie der Covid-19-Impfung ein weiteres wichtiges Tool zur Verfügung, die Ausbreitung des Covid-19-Virus einzuschränken.
Wir alle haben ein vitales Interesse daran, dass die Pandemie und ihre Folgen so schnell wie nur irgendwie möglich zurückgedrängt werden können. Ein Blick in die Covid-Abteilungen macht klar, dass der Kampf gegen die Pandemie noch nicht gänzlich vorbei ist. Und doch dürfen wir optimistisch sein, dass wir Ende Sommer aus dem Gröbsten raus sein werden. Es ist zu hoffen, dass das einzige, das bleibt, die Gewissheit ist, dass das Gesundheitswesen mit all seinen Akteurinnen und Akteuren liefert, wenn es darauf ankommt. 
Marco Gugolz ist seit August 2020 als Direktor der Klinik Hirslanden in Zürich tätig.
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