Ruf nach Sonderbehandlung für Geimpfte wird lauter

Trendwende: Die Zustimmung von Privilegien für Geimpfte oder Personen mit negativem Corona-Nachweis ist nun mehrheitsfähig. Dies zeigt eine Comparis-Umfrage.

, 19. April 2021 um 08:35
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Der Widerstand gegen Privilegien für Corona-Geimpfte, Genesene oder negativ Getestete ist deutlich zurückgegangen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung befürwortet jetzt eine Sonderbehandlung mit dem Nachweis eines sogenannten «Covidfree-Passes». Dies zeigt eine repräsentative Befragung von Comparis. 
Aus der Umfrage des Online-Vergleichsdienstes geht insbesondere auch hervor, dass die Stimmung gegenüber November 2020 gedreht hat: Vor einem halben Jahr lehnten noch knapp 60 Prozent eine Sonderbehandlung von Geimpften oder Personen mit negativem Corona-Nachweis klar ab.
«Offensichtlich finden immer mehr Menschen, dass mehr Freiheit für Immune und negativ Getestete nach einem Jahr Krise besser ist, als allen die Freiheit einzuschränken», sagt Comparis-Gesundheitsexperte Felix Schneuwly.  
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Privilegien für Geimpfte mehrheitsfähig. | Comparis

Gegner argumentieren mit Diskriminierung

Gut die Hälfte finden Privilegien für diese Gruppe nun richtig. Ein Fünftel der Befragten findet sogar, ausschliesslich Geimpfte sollen Privilegien erhalten. Hier dominieren die gut Gebildeten. Wer für mehr Privilegien ist, argumentiert mit der wirtschaftlichen Erholung und begründet die Zustimmung, dass Testen und Impfen belohnt werden sollten. 
44 Prozent der mehr als 1'000 Befragten sind allerdings gegen die Bevorzugung von Personen mit einem «Corona-Gesundheits»-Nachweis. Die Gegner von Sonderbehandlungen argumentieren vor allem mit der Diskriminierung von einzelnen Bevölkerungsgruppen. Als weiteres Argument wird die zurzeit noch unklare Datenlage über das Ansteckungspotenzial von Geimpften angeführt. Besonders skeptisch gegenüber mehr Freiheiten für einzelne Bevölkerungsgruppen sind Landbewohner und die Bevölkerung aus der Deutschschweiz. 

Corona-Müdigkeit : Verständnis für Lockdown-Massnahmen nimmt ab

Die Comparis-Umfrage zeigt weiter, dass die Schweizer Bevölkerung zunehmend Mühe mit den Lockdown-Massnahmen hat. 73 Prozent der Befragten sind der Meinung, Gastrobetriebe sollten aktuell trotz steigender Fallzahlen für alle Personen frei zugänglich sein. 62 Prozent finden dasselbe für Indoor-Freizeitangebote.
Fast die Hälfte der Befragten fordert aktuell die Wiederzulassung von Sport- und Kulturveranstaltungen ohne Personenbeschränkung für alle – also ohne negativen Test oder Impfung.
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Beschränkungen nur noch schlecht akzeptiert. | Comparis
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