Das Universitätsspital Basel (USB) eröffnete im September eine Klinik für Regeneration und Ästhetik. Das neue universitäre Kompetenzzentrum steht im Zusammenhang mit der neu geschaffenen Stiftungsprofessur für ästhetische Chirurgie. Die Nachfrage nach ästhetischer Medizin und Chirurgie steige weltweit und werde vom Markt mit einem unübersichtlichen Angebot an Dienstleistern aufgenommen,
lautete die Begründung. Das Angebot im Bereich der ästhetischen Behandlung richtet sich an Selbstzahler. Für Mark Nussberger, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie
(SGAC-SSCE), braucht es aber keine solche Uni-Klinik. «Nach meiner Meinung hat eine Universitätsklinik den Auftrag einer medizinischen Grundversorgung der Bevölkerung, die ästhetische Chirurgie passt nicht in dieses Konzept»,
sagt er gegenüber der Zeitung «Schweiz am Wochenende». Es rieche nach pekuniären Interessen einer teilweise privatisierten Universitätsklinik.
«Es geht um Macht»
Er kritisiert weiter: «Jahrzehntelang» habe sich das Uni-Spital nicht um ästhetische Operationen gekümmert und erhebe nun den Anspruch, Qualitätssicherung für die angehenden Schönheitschirurgen zu betreiben.
Zwar leiste die Uni-Klinik «hervorragende» Arbeit mit rekonstruktiver Chirurgie bei etwa schweren Verbrennungen oder Unfällen. Aber: «Die Uniklinik hat weniger Know-how in ästhetischer Chirurgie als die praktizierenden Chirurgen», sagt Nussberger der Zeitung weiter. Es gehe ihm zufolge um «Macht», um mehr Einfluss in diesem «Teilgebiet» zu bekommen.
Finanzen stehen nicht im Fokus
Das Unispital streitet gegenüber der «Schweiz am Wochenende» nicht ab, dass es bei der Errichtung der neuen Klinik auch um Geld gehe – wenngleich die Finanzen nicht im Fokus stünden.
«In vielen Bereichen der Grundversorgung, die Private nicht anbieten, ist es schwierig bis unmöglich, kostendeckend zu arbeiten», wird USB-Sprecher Nicolas Drechsler zitiert. Daher sei man froh, dass man Beratungen und Behandlungen zu einem Preis anbieten könne, der nicht dem Kostendruck eines Universitäts-Spitals unterliege.
«Universitäre Forschung ist nötig»
Der Mediensprecher vom Unispital wehrt sich aber gegen die Behauptung, universitäre Forschung auf dem Gebiet der ästhetischen Chirurgie sei unnötig. Derzeit sei die ästhetische Chirurgie eminence-based statt evidence-based.
Es zähle also die persönliche Meinung eines Chirurgen, und beispielsweise seine Präferenzen bei den angewandten Techniken. Es brauche, sagt Drechsler der Zeitung weiter, standardisierte Patientenbefragungen und andere Methoden modernen Qualitätsmanagements, um verbindliche, wissenschaftliche Standards zu erarbeiten.