Basel: Chefärzte wehren sich gegen die Spital-Fusion

In einem Brief an die Spitalleitung möchten fast alle Chefärzte des Kantonsspitals Baselland (KSBL) einen Marschhalt. Sie schlagen eine andere Lösung als der geplante Zusammenschluss mit dem Unispital vor.

, 17. Mai 2018 um 09:29
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Die geplante Spitalgruppe beider Basel soll doch noch einmal grundsätzlich überdenkt werden. Diese Haltung bekräftigen fast alle 13 Chefärzte des Kantonsspitals Baselland (KSBL). In einem Brief schlagen sie VR-Präsident Werner Widmer vor, erst einmal das KSBL selbst zu stärken, wie die «bz Basel» berichtete. 
«Wir sollten erst ein gefestigter, interessanter Partner sein (...), der einen Marktwert hat», steht im Schreiben mit Verweis auf die Patientenverluste und auf die überdurchschnittlichen Abgänge bei den Chefärzten.

Neubau auf der grünen Wiese

Im achtseitigen Papier bezeichnen die Chefärzte die Fusion als «zum jetzigen Zeitpunkt sehr riskant», «nicht zielführend» und «keine Patentlösung». Sie favorisieren eine starke Zusammenarbeit statt eine Fusion zum Universitätsspitals Nordwest. Das KSBL und USB sollten doch besser als selbstständige Trägerschaften weitergeführt werden – vereint in einer gemeinsamen Holding.
Als «Fernziel» und letztlich «einzig vernünftige Variante» bezeichnen die Verfasser die Aufgabe der heutigen drei KSBL-Standorte in Liestal, Laufen und dem Bruderholz. Und zwar zugunsten eines einzigen Neubaus «auf der grünen Wiese». «Das Bauen eines neuen kantonalen Gesundheitscampus an einem für den Kanton BL zentralen und gut erreichbaren Ort wäre eine bestechende und wirklich visionäre Idee», heisst es im Brief.

Chefärzte fühlen sich nicht ernst genommen

Wie mehrere Quellen der bz bestätigten, verlief die anschliessende Aussprache vor ein paar Wochen zwischen der Spitalleitung und den Chefärzten unbefriedigend. Die Chefärzte seien von Widmer mit der Begründung abgefertigt worden, dass der Fusionsprozess zu weit fortgeschritten sei, um derart Grundlegendes zu verändern.
Die KSBL-Leitung hielt gegenüber der Zeitung schriftlich fest, dass «wir grundsätzlich ein hochvertrauliches Dokument nicht in der Öffentlichkeit diskutieren». Geschäftsleitung und Verwaltungsrat seien mit den Chefärzten im Gespräch. Man glaube nicht, dass die Veröffentlichung in deren Interesse sei.
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