Auch der Ständerat lehnt korrigierende Tarif-Massnahmen ab

Die grosse Kammer hat den umstrittenen KVG-Artikel 47c aus dem Massnahmenpaket gegen höhere Gesundheitskosten gestrichen. Dieser sah Tarifkürzungen, degressive Tarife oder Rückvergütungen vor.

, 9. Dezember 2021 um 10:45
image
Der Ständerat hat am Donnerstag in der Wintersession weiter über die Kostensteuerung im Gesundheitswesen debattiert. Dabei lehnt er einen Vorschlag des Bundesrats im Zusammenhang mit dem ersten Kostendämpfungspaket ab. Dieser hätte verlangt, dass ein «gerechtfertigtes Wachstum» im Gesundheitswesen festgelegt wird. Die Tarifpartner wären gezwungen gewesen, die Kostenentwicklung entsprechend zu korrigieren. 
Der Artikel 47c in der Änderung zum Bundesgesetz über die Krankenversicherung sah konkret vor, dass Ärzte, Spitäler und Krankenversicherer bei den Tarifverhandlungen Massnahmen zur Steuerung der Kosten vereinbaren: etwa Tarifkürzungen, degressive Tarife oder Rückvergütungen. Basis für die Berechnung wäre eine im Voraus festgelegte Kostenentwicklung gewesen. Kurz: Ärzte erhalten weniger Geld, falls sie das im Voraus festgelegte Kostendach nicht einhalten.
Ärzte und Spitäler wehrten sich im Vorfeld gegen diesen Vorschlag im Kostendämpfungsprogramm: Sie befürchten ein Globalbudget durch die Hintertür, warnten vor Rationierung und längeren Wartezeiten für die Patienten. Die Massnahme hätte eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung zur Folge gehabt, wurde argumentiert. Diese Instrumente der Kostensteuerung hätte unterschiedslos alle Leistungen getroffen und zu einer Einschränkung der medizinischen Versorgung geführt. Auch der Nationalrat hat den Artikel bereits aus dem Massnahmenpaket gestrichen.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Spital Einsiedeln: Geburtsabteilung öffnet erst nächstes Jahr wieder

Die Geburtenabteilung des Ameos Spitals Einsiedeln bleibt geschlossen. Grund ist Personalmangel.

image

Kanton finanziert Virtual Reality am Kantonsspital Graubünden

Der Kanton Graubünden investiert über 1,8 Millionen Franken in die virtuelle Ausbildung von medizinischem Fachpersonal.

image

«Friendly Work Space» – diese Spitäler tragen neu das Label

Die Gesundheitsförderung Schweiz zeichnet Unternehmen aus, die besonders gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen schaffen.

image

Nach abruptem Abgang: Die Psychiatrie St. Gallen hat wieder eine Direktorin

Steffi Weidt wird im April 2024 Direktorin 'Medizin und Psychologie' der Psychiatrie St. Gallen.

image

«Künstliche Intelligenz wird Ärzte ersetzen, davon bin ich überzeugt»

KI stellt immer häufiger Diagnosen, an denen Mediziner scheiterten. Wie sehr wird der Arztberuf dadurch angegriffen?

image

Urologie: 44 Spitäler wollten – diese 27 dürfen

In der Hochspezialisierten Medizin (HSM) wurden neue Leistungsaufträge vergeben – diesmal für zwei komplizierte Urologie-Operationen.

Vom gleichen Autor

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum Medizinstudierende im Studium ihre Empathie verlieren

Im Laufe eines Studiums nimmt offenbar das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten ab. Dies zeigt eine neue Studie.

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.