Aevis Victoria: Antoine Huberts nächster Streich

Der Aevis-Chef will Lifewatch in seine Gruppe integrieren und Telemedizin zum zweitgrössten Standbein hinter der Klinikkette Swiss Medical Network (SMN) ausbauen. Mit Lifewatch ist er schon länger verbandelt.

, 24. Januar 2017 um 11:09
image
  • aevis
  • lifewatch
  • wirtschaft
  • e-health
  • swiss medical network
Die Spital- und Hotelgruppe Aevis Victoria will noch stärker ins Geschäft mit Telemedizin einsteigen und lanciert ein Tausch- und Barangebot für die Schweizer Firma Lifewatch (siehe Box «Das Angebot»). Diese ist auf Überwachungsdienstleistungen für Herzpatienten spezialisiert und will auch in den Markt für im Spital eingesetzte Überwachungsgeräte expandieren.  
Bei einem erfolgreichen Abschluss des Angebots wird Lifewatch in Aevis integriert und als eigenständiges Tochterunternehmen weitergeführt. «Mit einer vollständigen Integration von Lifewatch in Aevis würde das Telemedizin-Standbein mit den Beteiligungen Lifewatch und Medgate neu zum zweitgrössten Segment der Gruppe hinter Swiss Medical Network, der zweitgrössten Privatklinik-Gruppe in der Schweiz», schreibt Aevis in einer Mitteilung. Beim grössten Schweizer Telemedizin-Anbieter Medgate ist Aevis vor einem Jahr eingestiegen.

184 Millionen Franken

Lifewatch hat den Sitz in Zug und ist derzeit an der Schweizer Börse SWX rund 184 Millionen Franken wert. Die Firma kommt allerdings seit Jahren nicht auf Touren. Anfang Jahr wurde bekannt, dass sie aus wirtschaftlichen Gründen aus dem Markt für Blutgerinnungsmessungen ausssteigt, in den sie erst Ende 2015 eingestiegen war. 
Lifewatch ist vor allem in den USA, der Schweiz und in Israel tätig. Im Geschäftsjahr 2015 betrug der Umsatz 89 Millionen US-Dollar und der Reinverlust 12 Millionen US-Dollar. Seit Jahren belasten Rechtsfälle die Ergebnisse. Wegen Altlasten und der damit verbundenen Kosten musste der Geschäftsabschluss 2015 nachträglich angepasst werden. 
Die definitiven Zahlen für 2016 sind noch nicht bekannt, im Halbjahresbericht 2016 machte sich die Geschäftsleitung aber auf ein «enttäuschendes» Jahr gefasst. 

Hubert ist bereits Hauptaktionär

Drahtzieher der geplanten Übernahme ist Aevis-Chef und -Gründer Antoine Hubert, welcher seit 2014 im Verwaltungsrat von Lifewatch sitzt und auch zu den Hauptaktionären des Unternehmens gehört. Seit einer Kapitalerhöhung vom vergangenen Sommer, welche Lifewatch wohl vor dem Untergang rettete, besitzt Hubert rund 10 Prozent der Aktien. Nun muss er beweisen, dass er den Telemedizin-Anbieter in seine Spitalgruppe integrieren und zum Erfolg führen kann. 
Lifewatch wird derzeit vom ehemaligen Centerpulse-Chef Stephan Rietiker als CEO sowie Robert Bider als Verwaltungsratspräsident geführt. Bider war während vielen Jahren CEO und Vizepräsident der Hirlsanden-Klinken, dem schärften Konkurrenten von Huberts SMN. Er hat das Präsidium von Lifewatch im Frühling 2016 übernommen.

Das Angebot: Prämie von 19 Prozent

Die Aktionäre von Lifewatch haben die Wahl zwischen einem Aktientausch und einem Bargangebot. Im Tausch bietet Aevis pro Lifewatch-Titel 0,1818 eigene Aktien.
Lifewatch notierten zu Börsenschluss am 23. Januar 9,95 Franken, Aevis 62,50 Franken. Damit errechnet sich für die Aktie ein Wert in Höhe von 11,85 Franken, was einer Prämie von 19 Prozent entspricht. Das reine Barangebot beträgt 10 Franken pro Lifewatch-Aktie. 
Das Angebot ist an verschiedene Bedingungen geknüpft. So will Aevis nach Ablauf der Angebotsfrist am 3. April 2017 mindestens 67 Prozent von Lifewatch halten. Zum jetzigen Zeitpunkt hält die Gruppe zusammen mit Referenzaktionären knapp 12 Prozent. 
«Das Tauschangebot ermöglicht Lifewatch-Aktionären, sich an der breiter diversifizierten Aevis-Gruppe zu beteiligen und indirekt weiterhin an der Entwicklung von Lifewatch zu partizipieren», schreibt Aevis in einer Mitteilung. 
Lifewatch ist über das Übernahmeangebot informiert. Es werde derzeit sorgfältig geprüft. Kommentare würden erst nach der Prüfung abgegeben, heisst es. 

  • Zu den Angebotsunterlagen

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Krankenkasse Visana beteiligt sich am Spital Moutier

Ab Anfang 2023 halten der Krankenversicherer Visana, der private Spitalbetreiber Swiss Medical Network und der Kanton Bern je rund ein Drittel am Spital Berner Jura.

image

Das Elektronische Patientendossier wird für alle kommen

Es herrscht breiter Konsens, dass bei der kommenden Revision der Gesetzgebung Elektronisches Patientendossier die Pflicht für ein Dossier eingeführt wird.

image

Bundesamt für Gesundheit hat neuen Digitalisierungschef

Die Stelle von Sang-Il Kim konnte wieder besetzt werden. Zudem sucht das BAG im Rahmen einer neuen Strategie weitere Führungskräfte für Cybersecurity und IT-Projekte.

image

Zur Rose-Gruppe will nun früher in die Gewinnzone gelangen

Europas grösste E-Commerce-Apotheke beschleunigt den Weg zur Profitabilität. Das Unternehmen bestätigt zudem die mittelfristige Ebitda-Zielmarge.

image

Amazon steigt im grossen Stil ins Arztgeschäft ein

Amazon übernimmt die Arztpraxis-Kette One Medical. Mit der Milliardenübernahme will der Online-Riese die Gesundheitsversorgung neu erfinden.

image

Zwei Privatspitäler erhalten sieben Millionen Franken

Die Neuenburger Spitalplanung ist nicht mehr blockiert. Die Privatklinik-Gruppe Swiss Medical Network und der Kanton haben sich geeinigt – vorerst mit Geld.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.