12 erstaunliche Fakten zum Schweizer Medikamentenmarkt

28 Millionen Franken werden in der Schweiz allein für künstliche Tränenflüssigkeit ausgegeben. Dies und vieles mehr steht im neuen Arzneimittelreport von Helsana. Lesen Sie hier eine wissenswerte Auswahl an Daten über unsere Medikamentenversorgung.

, 24. November 2015 um 10:00
image
  • versicherer
  • medikamente
  • helsana
  • politik
Zum zweiten Mal nach 2014 legt der Krankenversicherer Helsana seinen Arzneimittelreport Schweiz vor. Er beruht auf dem hauseigenen Datenpool und soll zur Diskussion über Kosten und Nutzen der Schweizer Medikamentenversorgung beitragen. Dabei wird diese auf rund 200 Seiten als das dargestellt, was sie in den Augen des Versicherers offenbar ist: ein enormer Kostenfaktor. 

Hier sind 12 ausgewählte Ergebnisse:  


  • Frauen beziehen 18 mal Medikamente pro Jahr und zahlen bei jedem Bezug im Durchschnitt 56 Franken. Männer beziehen 16 mal Medikamente pro Jahr und zahlen jeweils 69 Franken. 
  • 20 Prozent der Patienten verursachen 80 Prozent der Medikamentenkosten. 
  • Mit Kosten von 112 Millionen Franken war das Immuntherapeutika Remicade 2014 das teuerste Medikament. Auf Rang zwei folgt mit Humira ein weiteres Mittel gegen Immunkrankheiten. 
  • Das am meisten verwendete Krebsmedikament ist Herceptin von Roche. Es wurde 2'295 mal verschrieben, zum Preis von insgesamt 63 Millionen Franken. 
  • Die höchsten Pro-Kopf-Kosten - insgesamt 66’700 Franken - wurden von Sovaldi generiert, einem Medikament zur Behandlung der chronischen Hepatits C. Erst seit Sommer 2014 auf dem Markt, figuriert es schon unter den zehn meistverkauften Präparaten. Es wurde nur von 811 Personen bezogen, verursachte aber Kosten von 54 Millionen Franken.  
  • Das Schmerzmittel Paracetamol ist das mit Abstand am häufigsten bezogene Medikament. Gemessen an den Kosten belegt es nur Rang 18.
  • Medikamente der Kategorie Krebs / Immunsystem verursachten mit 1,3 Milliarden Franken die mit Abstand grössten Kosten, dies bei lediglich 200'000 Patienten. Die Zahl der Patienten, die Medikamente dieser Kategorie einnehmen, hat 2014 um einen Fünftel zugenommen.
  • Rund 25 Prozent der Medikamentenkosten entfallen auf Mittel gegen Krebs, Immunkrankheiten und durch Viren ausgelöste Krankheiten. Diese machen aber nur 1,5 Prozent der Medikamentenbezüge aus.
  • In Apotheken gab es einen sprunghaften Anstieg der Verkäufe von Medikamenten, die in der Kategorie «Verschiedenes» aufgeführt sind: Kontrastmittel, homöopathische Arzneien oder Diätmittel. Diese Kosten sind seit 2011 um 155 Prozent gestiegen. 
  • Immer mehr Arztpraxen und Spitalambulatorien verkaufen ihre Medikamente selber. Nur noch 54 Prozent aller Medikamente werden in Apotheken abgesetzt.
  • Der Kanton Uri hat die tiefsten Medikamentenkosten pro Kopf der Bevölkerung. Kostenbewusste Einwohner haben auch Appenzell Ausserrhoden, Obwalden, Nidwalden, Zug und Graubünden. Die höchsten Medikamentenkosten pro Person fallen in den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Land, Neuenburg und Genf an. 
  • Für künstliche Tränenflüssigkeit wurde im vergangenen Jahr in Apotheken und Arztpraxen 28 Millionen Franken ausgegeben. Mehr als 1,3 Millionen Mal wurden künstliche Tränen bezogen. 


Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Schwindel-Medikament könnte bei tödlicher Krankheit helfen

Forschende des Inselspitals und der Uni Bern entdeckten das Potenzial eines altbewährten Medikaments gegen die seltene Niemann-Pick Typ C Krankheit.

image

Polymedikation: Grosse Unterschiede zwischen den Heimen

Rund 50’000 Menschen erhalten in den Schweizer Pflegeheimen mehr als 9 Wirkstoffe pro Woche.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

Ein Gruss aus der sozialistischen Planwirtschaft

Unklare Ziele, diffuse Verantwortung, aber viel Bürokratie: Der Qualitätsartikel im KVG ist ein fehlkonstruiertes Monster.

image

Neuer Lonza-Chef kommt vom kleinen Hersteller Siegfried

Der neue Chef von Lonza heisst Wolfgang Wienand. Er löst den Interims-Chef Albert Baehny ab.

image

Sanitas: Neues GL-Mitglied kommt von Helsana

Jan Schultz übernimmt den neu geschaffenen Geschäftsbereich «Corporate Center».

image
Der Ticker

Schritte und Fortschritte im Gesundheitswesen

Spital Grabs: Knieersatz mit Roboter ++ USA: Abnehmspritze für Herz-Kreislauf-Risiken ++ Reha Tschugg mit neuer Privatstation ++ Reha Bellikon eröffnet Neubau ++ Neues Brustzentrum im Bernbiet ++ So sieht das neue Spital fürs Tessin aus ++

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.