«100 Prozent Einbettzimmer in einem Spital ist nicht sinnvoll»

Das Universitätsspital Zürich setzt auf Einzelzimmer für alle. Andere Spitäler setzen weiterhin auf Mehrbettzimmer. Das sind die Gründe.

, 14. Januar 2019 um 15:05
image
Das Universitätsspital Zürich (USZ) baut aus und um. Die kürzlich vorgestellten Pläne zweier renommierten Basler Architekten sorgen an der Limmat für Entzücken. In der Branche sorgte aber vor allem eine andere Ankündigung für Aufsehen: Künftig wird es im USZ nur noch Einzelzimmer geben. Dies auch für allgemeinversicherte Patienten. 
Das USZ will Patienten künftig häufiger direkt im Zimmer untersuchen können - und somit Transportwege vermeiden. Zudem soll auch das Infektionsrisiko gesenkt werden, sagten die Verantwortlichen. Damit wolle man die durchschnittliche Aufenthaltsdauer senken und insgesamt Kosten sparen. Nicht erwähnt wurde ein weiterer gewichtiger Punkt: Auf dem hart umkämpften Spitalmarkt können die Einzelzimmer einen gewichtigen Wettbewerbsvorteil bieten. 
«100 Prozent Einbettzimmer erachten wir als nicht sinnvoll»
Denn die anderen Spitäler setzen auch bei Neubauten weiterhin auf einen Mix aus Ein- und Mehrbettzimmern. So teilt etwa ein Sprecher des Universitätsspital Basel auf Anfrage mit, man habe die Frage der Ein- und Mehrbettzimmer bei der Neubauplanung des Klinikums 2 vertieft untersucht. «Die Bettenstudie hat einen Einbettzimmeranteil von 100 Prozent als nicht sinnvoll erachtet.» Unter Einbezug von externen Beratern seien nationale und internationale Neubauplanungen als Benchmark herangezogen worden. Auf dieser Grundlage sei eine Bettenstudie erstellt worden. «In dieser wurde als Planungsgrundlage für den Neubau ein Einbettzimmeranteil von 30 Prozent festgelegt».
«Es wird im Neubau auch Mehrbettzimmer geben»
Auch andere grosse Spitäler planen bei Neubauten weiterhin auch mit Doppelzimmer. So sagt ein Sprecher des Berner Universitätsspital, man gehe «für geplante Neubauten  – einem Patientenbedürfnis folgend – von Zweibettzimmern und Einbettzimmern aus».
Im Kantonsspital Winterthur prüfte man 2011, ob man nur auf Einzelzimmer setzen will. Man kam aber zu einem anderen Schluss. Der Trend gehe zwar weg von grossen Mehrbettzimmern hin zu Zimmern mit weniger Betten, so ein Sprecher. So würden im Neubau viele Einzelzimmer erstellt. «Diese sind aber in der Regel zusatzversicherten Patienten vorbehalten». Für allgemeinversicherte Patienten werde es auch im Neubau Mehrbettzimmer geben.
Was wollen die Patienten?
Auch Privatkliniken setzen für allgemeinversicherte Patienten auf Doppelzimmer: So schreibt die Zürcher Klinik Hirslanden, man verfüge über insgesamt 335 Betten und hat 231 Einzel- und 52 Doppelzimmer. Und die private Lindenhofgruppe, die in der Stadt Bern mehrere Stadtspitäler betreibt, baut derzeit das Berner Sonnenhofspital um. Eine Sprecherin teilt mit: «Bei den neu entstehenden Zimmern handelt es sich um zwei Drittel Doppel- und um ein Drittel Einzelzimmer.» Mit dieser Massnahme entspreche die Lindenhofgruppe den Bedürfnissen ihrer Patientinnen und Patienten. Gleichzeitig entsprächen die Zimmerstrukturen so den unterschiedlichen Versicherungsklassen der Patientinnen und Patienten.
Ein Trend zu Einzelzimmern für alle ist - zumindest derzeit - ausserhalb des Zürcher Unispitals noch nicht erkennbar. Und nicht alle sind darüber traurig. So schreibt eine Medinside-Leserin zu den Plänen des USZ: Also ich finde es gar keine schöne Aussicht, dass ich im USZ dereinst ins Einzelzimmer muss als Patientin.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

image

Auch das KSW schreibt tiefrote Zahlen

Hier betrug das Minus im vergangenen Jahr 49,5 Millionen Franken.

image

...und auch das Stadtspital Zürich reiht sich ein

Es verzeichnet einen Verlust von 39 Millionen Franken.

image

Kantonsspital Olten: Neuer Chefarzt Adipositaschirurgie

Urs Pfefferkorn übernimmt gleichzeitig die Führung des Departements Operative Medizin.

image

Das nächste Feld für die KI: der Schockraum

Das deutsche Fraunhofer-Institut stellt zwei AI-Anwendungen vor, die in der Notfall-Abteilung live Informationen und Ratschläge bieten – und auch noch Formulare ausfüllen.

image

SVAR: Rötere Zahlen auch in Ausserrhoden

Der Einsatz von mehr Fremdpersonal war offenbar ein wichtiger Faktor, der auf die Rentabilität drückte.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.