Neuer Kantonsarzt verschwieg «relevante Tatsachen»

Der Kanton Solothurn hat gegen den frisch gewählten Kantonsarzt Samuel Iff «personalrechtliche Massnahmen» eingeleitet. Gegen ihn soll eine Strafuntersuchung laufen.

, 3. Februar 2023 um 19:01
letzte Aktualisierung: 5. Februar 2023 um 12:27
image
Hat im Bewerbungsprozess nicht alles offen gelegt. | zvg
Samuel Iff soll eigentlich im Mai 2023 sein Amt als Solothurner Kantonsarzt antreten – als Nachfolger von Yvonne Hummel. So ist es zumindest vorgesehen. Nun gibt es bereits Unstimmigkeiten: Gegen den 44-jährigen Arzt sind «relevante Sachverhalte aufgetaucht, welche dieser im Bewerbungsprozess verschwiegen hat».
Der Kanton Solothurn leite nun entsprechende «personalrechtliche Massnahmen» gegen ihn ein, teilt die Staatskanzlei am Freitagabend mit. Samuel Iff ist Facharzt für Prävention, Public Health und Arbeitsmedizin, arbeitete als klinischer Epidemiologe an der Uni Bern und ist seit einigen Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) tätig.

Vertrauen «massiv geschädigt»

Was genau Iff, der sich selbst als Arzt für Bodybuilding bezeichnet, verschwiegen hat, kann der Kanton aufgrund des Persönlichkeitsschutzes nicht ausführen. Nur so viel: «Die Sachverhalte beeinflussen die Ausübung der Tätigkeit als Kantonsarzt.» Und weiter: Das Verschweigen dieser Tatsachen habe das Vertrauensverhältnis seitens Kanton «massiv geschädigt».
Informiert wurde das Gesundheitsamt am Donnerstag von amtlicher Seite und vom neu gewählten Kantonsarzt. Der Kanton kläre die Situation nun ab. Wie üblich in solchen Fällen wird dem Betroffenen das rechtliche Gehör gewährt. Der Solothurner Regierungsrat werde dann zu gegebener Zeit über seinen Entscheid informieren.

Verbotene Mittel verschrieben?

Wie der «Tages-Anzeiger» (Abo) berichtet, soll gegen Iff eine Strafuntersuchung laufen. Ein Anfangsverdacht ergab, dass er gemäss Sportförderungsgesetz verbotene Mittel verschrieben habe. Es geht um Substanzen, die für Sportler untersagt sind, wenn sie zur körperlichen Leistungssteigerung eingesetzt werden, wie die Zeitung schreibt. Für Samuel Iff gilt die Unschuldsvermutung.
Dass eine Untersuchung läuft, davon wusste der Kanton offenbar lange nichts. Iff, selbst Bodybuilder und in der Szene auch als «Dr. Pump» bekannt, bestreitet die Vorwürfe und will auf Anfrage des «Tages-Anzeigers» keine Detailinformationen geben. Sein Anwalt weist dem Bericht zufolge darauf hin, dass es beim Vorwurf lediglich um eine Verdachtslage geht und nicht um eine Tatsachendarstellung. Und nicht jede Verschreibung von Mitteln auf der Liste des Sportförderungsgesetzes stelle eine Widerhandlung dagegen dar.
  • Kanton Solothurn
  • kantonsarzt
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

St. Gallen: Neue Kantonsärztin

Karen Peier wechselt von Medbase zurück in die kantonale Verwaltung.

image

Appenzell Ausserrhoden: Neuer Kantonsarzt

Henrik Berthel tritt im Mai die Nachfolge von Franziska Kluschke an: Er übernimmt die Abteilung Medizinische Dienste im Gesundheitsdepartement und wird Kantonsarzt.

image

Zürich: Ehemalige Kantonsärztin wird Chefärztin

Christiane Meier übernimmt im Februar die Leitung des Bereichs Public Health der Städtischen Gesundheitsdienste.

image

VSÄG: Schlagabtausch zwischen abgewählter Präsidentin und Kantonsarzt

Monique Lehky Hagen wurde als Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft abgewählt - und warf dem Kantonsarzt Eric Masserey Manipulation vor. Dieser kontert.

image

Uri und Obwalden suchen einen neuen Kantonsarzt

Jürg Bollhalder tritt per Juni 2025 zurück.

image

Zürich sucht eine neue Kantonsärztin

Christiane Maier tritt im November dieses Jahres zurück.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.