Med-Tech Standort Bern freut nicht alle
Gemeinsam mit der Insel-Gruppe, der Universität Bern und dem CSEM wird Bern zum Med-Tech Standort. Das ruft auch kritische Stimmen hervor.
, 7. November 2023 um 13:53Wie das SRF Regionaljournal berichtete, will Bern, gemeinsam mit der Insel Gruppe und der Universität Bern, zum führenden Med-Tech Standort der Schweiz werden. Nun hat sich auch das Technologie- und Forschungszentrum CSEM in Bern angesiedelt; es verlegt seine Arbeitsstellen von Neuenburg auf das Berner Insel-Areal. Das freut nicht alle.
Wie verschiedene Berner Medien, u.a der Bund berichten, arbeiten bereits heute 20 Spezialisten des Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique (CSEM) auf dem Insel-Gelände – bald sollen es doppelt so viele sein. Die Ingenieure, Mikrotechniker und Datenanalytiker entwickeln kleine, tragbare Geräte, die Patienten auf medizinische Probleme hinweisen, wie etwa hoher Blutdruck, Unterzuckerung oder eine kritische Herzfrequenz.
Vorteil Nähe
An der gestrigen Medienorientierung betonten die Partner die Vorteile ihrer Zusammenarbeit auf dem Insel-Campus. Es seien in den vergangenen Monaten bereits zehn neue Projekte gemeinsam gestartet worden, hielt etwa Insel-Direktionspräsident Uwe E. Jocham fest.
Dabei sei vorallem die Nähe ein grosser Vorteil, so Christoph Stettler, Klinikdirektor am Inselspital. «Ich kann aus der Klinik rasch zum CSEM hinübergehen und dort besprechen, wie man Blutzuckermessungen einfacher machen könnte.»
Geldgeber Bern
Ein rundum positives Projekt also, sollt man meinen. Nicht ganz so begeistert zeigt sich allerdings der bernische Grosse Rat. Mit dem Umzug des CSEM von Neuenburg nach Bern ist der Kanton Bern nun als Geldgeber gefragt; schliesslich wird das CSEM zu 40 Prozent von Bund und Kantonen finanziert.
Für die ersten drei Jahre hat der Grosse Rat im Juni 11,5 Millionen Franken gesprochen, ein Teil davon kommt der Insel-Gruppe und der Universität Bern für die Zusammenarbeit mit dem CSEM zugute.
Zugleich wurde die Vorlage im Grossen Rat als «hochproblematisch» bezeichnet. Die Kritik einiger Parlamentarier: Für die Geldbeträge gäbe es noch keine gesetzliche Grundlage, sie müsse erst geschaffen werden. Ausserdem subventioniere die öffentliche Hand damit die Wirtschaft. Es gehe um eine permanente Finanzierung in einem Bereich, der nicht mehr Forschung, sondern Produktentwicklung umfasse.
Am Ende sprach sich das Kantonsparlament dennoch klar für den finanziellen Beitrag aus. Schliesslich lasse sich so Innovation nach Bern holen, und man könne davon ausgehen, dass weitere Unternehmen Bern als Standortkanton wählten.
Enstehen soll am Inselspital ein «Digital Health Center», wie Medinside berichtete. Ziel sei es, dass die Kompetenzen des Inselspitals und der Universität Bern im Bereich der medizinischen und klinischen Forschung mit Mikroelektronik- und Prototyping-Kompetenzen des CSEM kombiniert werden.
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