Insel Gruppe: «Schlechter unterwegs als budgetiert»

Der Verwaltungsrat sucht Sparmöglichkeiten und prüft einen Personalabbau, so Präsident Bernhard Pulver.

, 26. Mai 2024 um 22:15
image
«Was ich ausschliessen kann, sind weitere Spitalschliessungen»: Bernhard Pulver  |  Bild: bernhardpulver.ch
Im letzten Jahr setzte es einen schwerwiegenden Verlust von 113 Millionen Franken – und im laufenden Jahr ist die Insel Gruppe «tatsächlich schlechter unterwegs als budgetiert»: Dies sagte Bernhard Pulver, der Verwaltungsratspräsident und -delegierte, in einem Interview mit «Berner Zeitung» und «Bund».
Neue Massnahmen seien daher nötig. «Diese wollen wir mit dem Kader diskutieren. Nur so schaffen wir es, die Zusammenarbeit zwischen der Führung und unseren Medizinbereichen und Kliniken zu verbessern.»
Dabei werde alles geprüft. Ausgeschlossen seien einzig weitere Spitalschliessungen.
Ein Personalabbau steht also ebenfalls zur Diskussion, so Pulver – und er konkretisierte dabei sogar: «Sollte es so weit kommen, versuchen wir, ihn hauptsächlich über die Fluktuation zu regeln.»

«Eine unfaire Komponente»

Ein Hauptthema im Interview war die Entlassung des CEO Uwe Jocham. «Das Vertrauensverhältnis zwischen der Direktion und den Klinikchefs und dem obersten ärztlichen Kader wurde immer schlechter», resümierte Pulver: «Uwe E. Jocham ist es nicht gelungen, daran etwas zu ändern. Das hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen, sicher auch mit der Art und Weise der Kommunikation und der Persönlichkeit.»
Es habe aber auch keinen konkreten Anlass gegeben für die Trennung: «Es war eine Gesamtschau.» Wobei Pulver konzediert, dass der Vorgang auch «eine unfaire Komponente» hatte: «Am Schluss konnte Uwe E. Jocham tun und lassen, was er wollte, er wurde kritisiert. Wenn jemand so fundamental auf Widerstand stösst, ist eine Unternehmung kaum mehr führbar.»
Allerdings hätten sich zuletzt tatsächlich mehr Insel-Angestellte an interne Meldestellen gewandt (Mobbing-Vorwürfe überschatteten bekanntlich die Insel Gruppe in den vergangenen Monaten zunehmend intensiv). «Aber», so Insel-Präsident Pulver, «vieles von dem, was über das schlechte Klima geschrieben wurde, haben wir nie auf den Tisch bekommen. Das macht es so schwierig. Es wäre nicht einfach, eine allgemeine Mobbing-Untersuchung bei 11’000 Mitarbeitenden zu machen.»

  • Insel Gruppe
  • spital
  • Spitalkrise
  • Inselspital
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Insel Gruppe schreibt «nur noch» 24 Millionen Verlust

Plötzlich steht der Berner Spitalkonzern klar besser da als noch vor einem Jahr. Dies hat allerdings auch buchhaltungstechnische Gründe.

image

Innovative Kinderradiologie am Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden setzt in seinem Neubau neue Massstäbe in der patientenfreundlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderradiologie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen und arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen.

image

Auch Unispital Zürich mit besserem Jahresergebnis

2024 behandelte das USZ stationär wie ambulant mehr Patienten. Damit konnte der Verlust gesenkt werden.

image

Kantonsspital Winterthur kämpft sich zurück

Mehr Patienten, strikteres Kostenmanagement, verbesserte Abläufe: Das KSW konnte letztes Jahr den Verlust halbieren.

image

Insel: Neuer Chefarzt an der Universitätsklinik für Neurologie

Kaspar Schindler ist seit 2018 schon Mitglied der Klinikleitung. Nun wird er Chefarzt im Bereich Epilepsie und Schlaf.

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

Vom gleichen Autor

image

Chirurgie in Zweisimmen: Es fehlt an Fällen und Ärzten

Am Spital Zweisimmen wird der Operationsbetrieb am Wochenende eingestellt. Chefarzt-Stellvertreter Marius Ghidau wechselt nach Schiers.

image

Pflege, Physio, Hebammen: Bewilligungspflicht steht landesweit zur Debatte

Der Versuch, kurzerhand «Berufsausübungsbewilligungen für alle» zu fordern, ist gescheitert. Ein Zürcher Gutachten und ein Schwyzer Urteil bringen nun auch andere Kantone ins Grübeln.

image

«Geburtshilfe gehört zur Grundversorgung»

Im Aargau protestieren Politikerinnen und Politiker parteiübergreifend gegen die Schliessung der Geburtsabteilung des Spitals Muri.