Krankenkassendirektor schlägt vor: Nur noch acht Kassen

Gäbe es viel weniger Kassen, wäre das billiger – und «das Rezept gegen eine Einheitskasse», sagt der Chef der KPT.

, 8. Mai 2024 um 06:08
image
Die neun grossen Krankenkassen der Schweiz.
Die KPT ist letztes Jahr zum Kreis der grossen Kassen gestossen: über eine halbe Million Versicherte hat sie. Das bedeutet, dass deren Chef, Thomas Harnischberg, in der Branche eine gewichtige Stimme hat.

KPT trat aus Verband aus

Das hat Harnischberg bereits vergangenen Oktober klar signalisiert: Seine KPT ist aus dem Krankenkassenverband Curafutura ausgetreten. Und nun hat er klare Vorstellungen über die Zukunft der Schweizer Krankenkassen.
So will er keine Einheitskasse, obwohl sich das mittlerweile sehr viele Versicherte wünschen. Harnischberg glaubt allerdings auch nicht an die Zukunft der vielen Klein- und Kleinstkassen in der Schweiz.

Zu viele Kassen

«Ich bin überzeugt, dass es aktuell zu viele Krankenkassen gibt in der Schweiz», sagte er gegenüber Medinside.
In den letzten zehn Jahren hat die Zahl der Krankenkassen zwar bereits von 62 auf derzeit 39 abgenommen. Harnischberg fände aber noch weniger Kassen sinnvoll.

«Rezept für die Branche»

«Angemessen wären sechs bis acht Kassen mit je über einer Million Grundversicherten», findet er. «Dann hätten wir eine Reduktion, aber immer noch Wettbewerb.» Und: «Das wäre ein Rezept für die Branche, um der staatlichen Einheitskasse entgegenzuhalten.

Diese neun könnten es sein

Doch was würde es bedeuten, wenn es in der Schweiz nur noch grosse Kassen gäbe? Medinside hat nachgerechnet und ist zum Schluss gekommen: Von den 39 Kassen, die es noch gibt, haben nur neun Versicherer das Potenzial, zu einer der sechs bis acht grossen zu werden.
Es sind Helsana, Assura, CSS, Swica, Concordia, Sanitas, Visana, KPT und die Groupe Mutuel. Die meisten übrigen Kassen haben weniger als 100'000 Versicherte, einige wenige knapp darüber.

Nicht alle geschäften billig

Doch sind die grossen Versicherer tatsächlich so effizient, dass sie für weniger Geld mehr Versicherte verwalten? Tendenziell ja, aber es gibt Ausnahmen, wie die Grafik unten zeigt.
Die Krankenversicherer verbuchten im Jahr 2022 Total-Verwaltungskosten im Betrag von 1,7 Milliarden Franken. Der Betrag pro versicherte Person und Jahr sank von 198 Franken auf 194 Franken. Grün sind die Kassen, die unterdurchschnittliche Kosten haben, rot jene mit überdurschnittlichem Verwaltungsaufwand
image
Quelle: BAG, Tabelle: em

Zwei Kassen deutlich über dem Schnitt

Die Assura und die Sanitas liegen mit ihren Verwaltungskosten leicht über dem Durchschnitt. Die Sanitas und die KPT arbeiten sogar beträchtlich teurer als der Schnitt.

Am günstigsten ist eine sehr kleine Kasse

Letztes Jahr zeigte sich ausserdem, dass eine sehr kleine Krankenkasse, nämlich die Luzerner Hinterland (KKLH), die tiefsten Verwaltungskosten hat: 105 Franken pro versicherte Person und Jahr. Der Grund: Für Werbung gab sie nur 10'000 Franken im Jahr aus, dem Chef bezahlte sie 170'000 Franken. Medinside hat hier darüber berichtet.
  • versicherer
  • KPT
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Zusatzversicherungen: Helsana meldet weitgehende Einigung in Genf und Waadt

Nach langem Ringen hat sich Helsana mit mehreren Westschweizer Kliniken auf eine tarifkonforme Lösung geeinigt. Für Halbprivat- und Privat-Versicherte entfällt damit die bisherige Kostenübernahme-Lücke.

image

Keine Franchise mehr für Impfungen: Kassen sind skeptisch

Ab nächstem Jahr müssen die Krankenversicherungen mehr Kosten übernehmen. Unter anderem fürs Impfen.

image

Krankenkasse muss Pflege von Angehörigen nicht zahlen

Ein Spitex-Verein verliert vor Bundesgericht: Weil er pflegende Angehörige mangelhaft beaufsichtigt hat, muss die ÖKK-Versicherung keine Kosten übernehmen.

image

Sanitas muss keine Gesichts-OP für Transsexuelle bezahlen

Das Bundesgericht urteilte: Kinn und Lippenpartie der betroffenen Frau sähen nicht typisch männlich aus. Deshalb sei eine Korrektur kein Fall für die Grundversicherung.

image

Verhandlungen zwischen Versicherern und Spitälern: ein «halber Misserfolg»

In Genf gibt es keine Einigung bei den Zusatzversicherungen. Patienten erhalten für bestimmte Behandlungen keine Kosten mehr zurückerstattet.

image

Peter Indra geht zur Sanitas

Der Arzt und ehemalige Chef des Zürcher Amts für Gesundheit soll beim Krankenversicherer die Grundversorgung gezielt weiterentwickeln.

Vom gleichen Autor

image

Bundesgericht: Kanton kann verlangen, dass Spitex-Organisationen ausbilden

Im Kanton Thurgau wollte sich eine Spitex nicht vorschreiben lassen, wieviel Ausbildung sie anbietet.

image

Baselland und Privatspitäler haben wenig Freude am neuen Superspital

Das Universitätsspital wird wohl zum grössten Schweizer Spital. Und erhält dafür auch noch 150 Millionen Franken – das dürfte den Privatspitälern ein Dorn im Auge sein.

image

Julia Hillebrandt wird Direktorin des Kinderspitals Zürich

Für ihren Stellenwechsel hat Julia Hillebrandt einen kurzen Weg: Sie ist derzeit CEO der benachbarten Klinik Lengg.