Inselspital: Zunahme an gewalttätigen Patienten

Die Inselgruppe und weitere Spitäler schlagen Alarm.

, 16. Januar 2024 um 12:03
image
Immer öfter muss die Polizei auf dem Notfall eingreifen. | Screenshot SRF
Die Zahlen sind alarmierend: Im vergangenen Jahr mussten Spitalangestellte der Inselgruppe rund 2200-mal den internen Sicherheitsdienst rufen – 2018 waren es noch 1200-mal.
Betroffen sind vorallem, aber nicht nur, die Notfallstation. Insbesondere am Wochenende und an den Feiertagen würden besonders viele Vorfälle vermerkt.
Dabei ist das Inselspital kein Einzelfall: Fast alle Schweizer Spitäler beklagen eine Zunahme an gewaltbereiten Patienten, wie eine Umfrage von Medinside im vergangenen Frühling zeigte. Und nicht nur die Anzahl der Vorfälle nehmen massiv zu. Auch das Aggressions-Potential und die Gewaltintensität sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. «Waren es früher mehrheitlich alkoholisierte Patienten, die zurechtgewiesen werden mussten, sind es heute viele nicht intoxikierte Patienten, die ausfällig werden», sagt Isabelle Wenzinger vom Kantonsspital Aarau. Etwa dann, wenn Ansprüche nicht erfüllt werden. Oder wegen Delir, Demenz, psychischen Problemen oder mangelndem kulturellen, bzw. sprachlichem Verständnis.
Christina Schumacher, stellvertretende Geschäftsführerin des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) sieht daher die Spitäler in der Fürsorgepflicht: «Solche Vorfälle können traumatisch sein und Angestellte dazu bewegen, den Beruf zu verlassen. Deshalb ist eine enge Begleitung nach den Gewaltvorfällen sehr wichtig», sagt sie gegenüber der Berner Zeitung.

image

Dem pflichtet Adrian Kägi, ehemaliger Oberstaatsanwalt für schwere Gewaltkriminalität und Ärztefälle bei: «Das Arbeitsgesetz verpflichtet die Arbeitgeber als Teil der Fürsorgepflicht, die erforderlichen Massnahmen zum Schutz der persönlichen Integrität der Arbeitnehmenden vorzusehen». Das alles könne dazu beitragen, das Risiko von Gewalt und sonstigen Grenzüberschreitungen in Gesundheitseinrichtungen zu minimieren und das Personal noch besser auf solche Situationen vorzubereiten.

Mehr zum Thema
Gewalt findet unter dem Radar statt
Das Spital wird als rechtsfreier Raum wahrgenommen
Sexuelle Übergriffe im Spital werden heute direkter thematisiert
Die Anspruchshaltung ist spürbar gestiegen

  • Inselspital Bern
  • pflege
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Pflegeinitiative: Ausbildungsbeiträge ja – aber…

In St. Gallen sollen die Pflegefachleute unter Umständen ihre Unterstützungsgelder wieder zurückzahlen. Und in der Zentralschweiz prüfen die Kantone eine Ausbildungspflicht für Notfall- und Intensivpflege.

image

Pflegepersonal: Protest gegen Rekrutierung aus armen Ländern

Mehrere Organisationen lancieren einen Aufruf: Die Schweiz verletze immer noch den WHO-Kodex für die Anwerbung von Gesundheitsfachleuten, so die Kritik.

image

Kantonsspital St.Gallen sucht neues GL-Mitglied

Barbara Giger-Hauser tritt per sofort als Leiterin des Departements Pflege und therapeutische Dienste zurück.

image

Insel Gruppe: «Schlechter unterwegs als budgetiert»

Der Verwaltungsrat sucht Sparmöglichkeiten und prüft einen Personalabbau, so Präsident Bernhard Pulver.

image

Innovation Qualité: Auszeichnungen für LUPS, Inselspital und Stadtspital Waid

Prämiert wurden Projekte für die Suizidprävention und für das MS-Monitoring – sowie zwei Reflexionsgefässe.

image

BFS-Statistik: Private Spitex-Anbieter boomen

Die Pflegeleistungen der 'Privaten' kosten 37 Prozent weniger als bei öffentlichen Anbietern. Allerdings verrechnen sie 2,5-mal mehr Pflegestunden.

Vom gleichen Autor

image

Neue Chefärzte für die Rehakliniken Schinznach und Zurzach Care Basel

Salih Muminagic wird Direktor Medizin und Chefarzt MSR in Schinznach. Bernard Descoeudres wird Chefarzt Onkologie in Basel.

image

Physio-Barometer: Hohe Zufriedenheit in der Bevölkerung

Eine Umfrage von Gfs Bern im Auftrag von Physioswiss zeigt: Das Vertrauen in Physiotherapeuten ist fast gleich hoch wie in Ärzte oder Apotheker.

image

Clienia Schlössli: Neuer Direktor kommt von Thurmed

Norbert Vetterli ist derzeit noch Spitaldirektor der Kantonsspitäler Frauenfeld und Münsterlingen.