Hohe Fluktuation, Bedeutungsverlust, «Mobbingkultur»: An die Adresse der Leitung der Insel Gruppe werden diverse Vorwürfe erhoben. Sie kursierten letzte Woche – nach der Veröffentlichung der (sehr roten) Jahres-Geschäftszahlen – in den Sozialen Medien
(siehe etwa hier), und nun wurden sie in einem
Beitrag auf Radio SRF thematisiert.
Speziell daran: Die Kritik taucht nicht nur – wie sonst oft – anonym auf, sondern sie wird recht offiziell von ehemaligen Kaderärzten erhoben.
«Man hat eine echte Mobbing-Kultur etabliert», sagte beispielsweise Peter Villiger im SRF-Beitrag; er leitete von 1999 bis 2020 die Klinik für Rheumatologie und Immunologie am Inselspital. Da werde durch die höheren Instanzen autoritär bestimmt, da würden die Rechte von Chefärzten und Klinikdirektoren beschnitten, so Villiger.
Externe Untersuchung gefordert
Und der Hämatologe Nicolas Bonadies meinte: An «der Insel» könne man Kritik kaum äussern – gerade wenn es um Forschung geht. Denn dann müsse man mit Benachteiligung rechnen. Bonadies hatte 2004 als Assistenzarzt am Inselspital begonnen und war bis 2018 zum Leitenden Arzt aufgestiegen.
Laut den SRF-Recherchen hat sich nun eine grössere Gruppe von ehemaligen Insel-Ärzten zusammengefunden, um die Kritik an der aktuellen Leitung anzubringen. Es handle sich um rund 30 Mediziner. Sie fordern eine externe Untersuchung sowie eine externe Anlaufstelle fürs Personal. Und vereinzelt seien nun arbeitsrechtliche Anzeigen ehemaliger Ärzte geplant, zum Beispiel wegen Mobbing.
Berns Unispital verliere an Strahlkraft, weil wegen der Arbeitsathmosphäre namhafte Ärzte das Haus verlassen, so eine Befürchtung von Peter Villiger: «Wenn viele Leute durch Mobbingsituationen ‚gegangen werden‘, dann gehen auch extrem viele internationale Netzwerke verloren.»
Kaskade von Problemen
Grundsätzlich bestätigte das Unternehmen gegenüber SRF, dass es arbeitsrechtliche Auseinandersetzunen gibt. Aber: Die Fluktuation sei nicht höher als sonst – sie sei stabil.
Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver erinnerte daran, dass die Spitalgruppe schwierige Zeiten durchmacht – zuerst wegen Corona, dann wegen grosser Neubauten, dann wegen eines neue Entlöhungssystems für Kaderärzte. All dies seien Veränderungen gewesen, die nicht einfach zu bewältigen waren. Und zugleich werde es schwieriger, Geld für die Forschung aufzubringen.
«In letzter Zeit gab es viele Herausforderungen», sagte Pulver, der 2019 das Präsidium der Spitalgruppe übernommen hatte. «Die Folge davon: Viele Themen konnten wir jeweils mit der Ärzteschaft nicht ausreichend klären.»