Die Gesundheitskosten stiegen nochmals, aber…

Inzwischen liegen die Schweizer Gesundheitsausgaben über 90 Milliarden Franken. Allerdings: Man kann vorsichtig optimistisch sein.

, 18. April 2024 um 10:50
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Laut der Studie des BFS fielen 52 Prozent der Gesundheitskosten auf Personen ab 61 Jahren. Fast in allen Altersklassen waren die Gesundheitskosten für Frauen höher als jene für Männer Bild: >Unsplash
Stellt sich eine Trendwende bei den Gesundheitskosten ein? Blickt man auf die neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik, so zeigt sich zunächst ein anderes Bild.
Denn auch 2022 (und um dieses Jahr geht es) stiegen die Gesundheitskosten an: Im Vergleich zum Vorjahr kletterten sie um 2,2 Milliarden auf 91,5 Milliarden Franken.
Allerdings: Der Anstieg fiel weniger stark aus als in den vorangegangenen fünf Jahren (+3,2 Prozent). Und wenn man bedenkt, dass 2022 (im Gegensatz zu den Vorjahren) eine Phase der Teuerung war und die Inflation 2,8 Prozent erreichte, dann zeigt sich: Real betrachtet wurde das Gesundheitswesen nicht teurer.
  • Bundesamt für Statistik: «Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens im Jahr 2022», April 2024.
Dazu passt eine andere Zahl: Der Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandprodukt (BIP) nahm 2022 leicht ab, er reduzierte sich von 12,0 Prozent im Jahr 2021 auf 11,7 Prozent 2022. Mit anderen Worten: Die Gesundheit war Herrn und Frau Schweizer etwas weniger teuer.
Laut den Daten des BfS entfielen 52 Prozent der Gesundheitskosten auf Personen ab 61 Jahren. Mit Ausnahme der Altersklassen 0 bis 10 Jahre und 56 bis 75 Jahre waren die Gesundheitskosten für Frauen mit 55 Prozent höher als jene für Männer. Dies sei auf die Leistungen für Frauen im gebärfähigen Alter und während der Wechseljahre zurückzuführen. Ausserdem sei der Frauenanteil in den höheren Altersklassen grösser. Diese Zahlen seien im Zeitverlauf relativ stabil, so die Mitteilung.
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Kosten des Gesundheitswesens nach Alter und Geschlecht, 2022.
Weiter melden die Bundesstatistiker, dass das Gesundheitswesen im Jahr 2022 mit 92,9 Milliarden Franken finanziert worden sei. Dieser Betrag wurde zu 60 Prozent durch Privathaushalte gedeckt, der Staat übernahm 32 Prozent, die Unternehmen 5 Prozent. Der Restbetrag stammt aus unbekannten Finanzierungsquellen.

Leistungserbringer…

Die meisten Kosten entfielen laut dem Bericht auf Spitäler (32,6 Mrd. Franken für Gesundheitsleistungen; +2,6 Prozent), sozialmedizinische Einrichtungen (14,5 Mrd. Franken; +3 Prozent) und Arztpraxen (13,7 Mrd. Franken; +3,2 Prozent).
Weitere Leistungserbringer mit signifikanten Veränderungen waren der Staat (-11,3 Prozent), der nach dem Abflauen der Corona-Panik bei den Präventionsausgaben zurückbuchstabierte, ferner die anderen Anbieter ambulanter und häuslicher Leistungen (+6,3 Prozent) und der Detailhandel (+6,1 Prozent).

…und Leistungen

Bei den erbrachten Leistungen zeigen die Zahlen von 2022, dass sich beim Verhältnis ambulant zu stationär wenig veränderte – beide wuchsen etwa gleich stark: die stationären Kurativbehandlungen plus 2,2 Prozent auf 19,6 Milliarden Franken, die ambulanten Kurativbehandlungen um 2,5 Prozent auf 19,2 Milliarden Franken. Bei der Langzeitpflege und Hilfe betrug das Plus 3,4 Prozent auf 18,4 Milliarden Franken. Zusammen generierten diese Posten rund 63 Prozent der Gesamtkosten.
Die Kosten der Gesundheitsgüter (Medikamente, Verbrauchsmaterialien, therapeutische Apparate) beliefen sich auf 14,6 Milliarden Franken, was gegenüber 2021 einem Anstieg um 5,2 Prozent entspricht.
Zudem stiegen die Verwaltungskosten um 4,8 Prozent (also wieder mal überdurchschnittlich) während die Präventionsausgaben ein Minus von 9 Prozent aufweisen. Letzteres sei hauptsächlich auf die geringeren Ausgaben für die Anschaffung von Gesundheitsgütern und Impfstoffen durch die Kantone im Jahr 2022 zurückzuführen, so das BFS.

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