Zürcher Forschende entwickeln neue Therapie gegen Fibrose

Wissenschaftlern der Uni Zürich ist es gelungen, Lungen- und Leberfibrosen bei Mäusen zu vermindern. Der Ansatz könnte nun zur Behandlung von Patienten mit Organfibrosen eingesetzt werden.

, 16. September 2022 um 06:02
image
Gesundes Lungengewebe enthält viele luftgefüllte Lungenbläschen, in denen Sauerstoff aus der Atemluft ins Blut aufgenommen wird (links). In fibrotischem Lungengewebe wurden diese durch Bindegewebswucherungen verdrängt (rechts). | zvg
Entzündungen oder Durchblutungsstörungen sind häufige Auslöser einer chronischen Organschädigung. Dabei werden die Fibroblasten aktiviert, worauf diese unkontrolliert zu wachsen beginnen und faseriges Bindegewebe ablagern. Das betroffene Organ funktioniert zusehends schlechter bis hin zum Totalausfall.
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universität Zürich (UZH) hat nun eine neue Strategie erarbeitet, um aktivierte Fibroblasten gezielt zu eliminieren.
Impfstoff, um Immunreaktion auszulösen
«Vergleichbar mit einer Impfung konnten wir im Tiermodell eine Immunreaktion hervorrufen, bei der die aktivierten Bindegewebszellen abgetötet werden, die ruhenden Fibroblasten jedoch verschont bleiben», sagt Studienleiter Christian Stockmann, Professor am Anatomischen Institut der UZH.
Computergestützte Analysen ergaben, dass Bruchstücke zweier Oberflächenproteine – Adam12 und Gli1 – die vom Immunsystem erkannt werden können, auf aktivierten Fibroblasten zahlreich vorhanden sind, auf ruhenden Zellen aber kaum. Diese beiden Oberflächenstrukturen verwendeten die Wissenschaftler in Mäusen als Impfstoff, um eine Immunreaktion durch sogenannte zytotoxische T-Zellen auszulösen.
Am häufigsten Leber, Lunge, Herz und Nieren betroffen
Auf diese Weise gelang es den Forschenden, bei Mäusen Fibrosen in lebenswichtigen Organen wie Leber und Lunge zu reduzieren und gleichzeitig gesundes Gewebe zu schonen. Eine Fibrose kann in fast jedem Gewebe des Körpers entstehen, betrifft aber am häufigsten Leber, Lunge, Herz und Nieren.
Gelingt es nun, auch beim Menschen eine vergleichbare, zielgerichtete Immunreaktion hervorzurufen, könnte die impfstoffbasierte Immuntherapie zukünftig zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Organfibrosen eingesetzt werden.
Michal Sobecki, Jing Chen, Ewelina Krzywinska, et al. «Vaccination-based immunotherapy to target profibrotic cells in liver and lung», in: «Cell Stem Cell». 15. September 2022.

  • forschung
  • universität zürich
  • fibrose
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Ostschweizer Kispi und HSG: Gemeinsames Diabetes-Forschungsprojekt

Untersucht wird, wie sich Blutzuckerschwankungen auf die Nervengesundheit bei Kindern mit Diabetes Typ 1 auswirken - und welche Rolle Lebensstilfaktoren spielen.

image

Das «Time Magazine» ehrt noch einen Schweizer

Fidel Strub verlor seine rechte Gesichtshälfte an die Tropenkrankheit Noma. Seit Jahren kämpft er für deren Erforschung.

image

Insel-Chirurg mit dem Håkan Ahlman Award ausgezeichnet

Cédric Nesti wurde von der Europäischen Gesellschaft für Neuroendokrine Tumoren für eine Publikation über die Gefährlichkeit von Lymphknotenmetastasen.

image

Neues Prognosemodell weist auf Risiko für Opioidabhängigkeit hin

Unter der Leitung von Maria Wertli (KSB) und Ulrike Held (USZ) haben Forschende der ETH Zürich und der Helsana ein Modell zur Risikoeinschätzung einer Opioidabhängigkeit entwickelt.

image

Hirntumor-Risiko für Kinder: Entwarnung

Schuld könnten die kleinen Fallzahlen sein: Dass Kinder im Berner Seeland und im Zürcher Weinland mehr Hirntumore haben, ist wohl das Zufalls-Ergebnis einer Studie.

image

Seltene Krankheiten: «Oft spürt die Mutter, dass etwas nicht in Ordnung ist»

Wird dereinst das gesamte Genom des Neugeborenen routinemässig auf Krankheiten untersucht? In manchen Ländern wird das schon getestet, sagt Stoffwechselspezialist Matthias Baumgartner.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.