Drei Frauen aus der Gesundheitsbranche verraten ihren Lohn

Was verdienen Assistenzärztinnen oder Heimleiterinnen? Drei Frauen aus der Branche legen gegenüber dem «Tagesanzeiger» ihren Lohn offen.

, 15. März 2023 um 14:21
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Symbolbild Freepik
Über den eigenen Lohn zu sprechen, ist eine heikle Sache – sollte es aber nicht sein. Als der damalige Rundschau-Moderator Sandro Brotz 2018 seinen Lohn offen legte, sorgte dies aber für hitzige Diskussionen.
Viel Lob hingegen erhielt die ehemalige SRF-Moderatorin, Patrizia Leari, als sie im Kampf gegen die Ungleichheit im Februar dieses Jahres ihren Lohn verriet.
Die Debatte um die Lohntransparenz geht weiter: In einem Bericht von Mittwoch sprachen elf Personen im «Tagesanzeiger» (Abo) über ihr Gehalt und ihre Lohnzufriedenheit; darunter eine Assistenzärztin, eine Physiotherapeutin und eine Heimleiterin. Auch wenn anonym, die Fakten sind interessant.

Assistenzärztin in Nidwalden

Die Assistenzärztin (31) arbeitet 100 Prozent in Nidwalden. Sie verdient 7125 Franken brutto, dazu kommen pauschal 320 Franken Schichtzulagen. Ausbezahlt sind es 6473.40.
Wie sie gegenüber dem «Tagesanzeiger» erklärt, lässt sie sich zur Fachärztin Innere Medizin ausbilden. Sie befindet sich im dritten Jahr und wird nach Lohnsystem mit definierten Lohnstufen entlöhnt.
Sie könne gut davon leben, es entlöhne allerdings die geleistete Arbeit nicht gerecht. «Viele verlassen deshalb auch nach der Ausbildung die Klinik und suchen sich eine andere Tätigkeit», wird sie zitiert.

«Absolut unangemessen»

Die 39-jährige Physiotherapeutin arbeitet 40 Prozent. Ihr Einstiegslohn mit 23 Jahren belief sich auf 5200 Franken brutto im Kanton Appenzell. Das galt als guter Lohn, sagt sie.
Nach 16 Jahren Berufserfahrung verdient sie heute in einer Privatpraxis 6300 Franken brutto auf Vollzeit, auf 40 Prozent heruntergerechnet sind das rund 2250 Franken pro Monat netto.
Ihren Lohn erachtet sie im Verhältnis zu dem, was Physiotherapeutinnen an Wissen und Energie für den Job aufbringen müssen als «absolut unangemessen». Das sei leider durchs Band so in der Branche, sagt sie gegenüber der Zeitung.

Gut bezahlt, aber ...

Die 56-jährige Heimleiterin arbeitet 100 Prozent und leitet ein kleines Behindertenheim in der Stadt Zürich. Ihr Jahreslohn liegt bei 122'000 Franken. Neben einem Upgrade ihres SBB-Generalabonnements von der 2. auf die 1. Klasse, erhält sie zusätzlich 100 Franken pro Monat für Smartphone und Laptop. Geräte muss sie selber anschaffen.
Ob sie schlecht bezahlt sei? «Nein, ich denke nicht. Bei meinem Stellenantritt forderte ich allerdings 130'000 Franken Jahreslohn. Dem wurde nicht entsprochen», verrät sie dem «Tagi».
Interessant: Ihr Vorgänger verdiente, obwohl schlechter qualifiziert, 155'000 Franken und hatte einen Dienstwagen.
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