Denkfabrik: «Patient muss im Fokus stehen»

Eine stärkere Fokussierung auf die Qualität der Gesundheitsleistungen fordert die Denkfabrik Avenir Suisse. Damit sollen auch unnötige Behandlungen verhindert werden.

, 26. Mai 2023 um 07:18
image
Der Fokus soll von den Kosten auf den Mehrwert von Gesundheitsleistungen verschoben werden. | Freepik
2021 betrugen die Gesundheitsausgaben in der Schweiz 86,334 Milliarden Franken. Wie steht es aber um den Mehrwert der Gesundheitsleistungen für den Patienten? Mit dieser Fragestellung hat sich die liberale Denkfabrik Avenir Suisse beschäftigt. Denn: heute bestehe die Gefahr, dass die Leistungserbringer primär ihre eigene finanzielle Situation optimierten, im Mittelpunkt sollten jedoch die Patienten stehen.

Werteorientiertes Gesundheitssystem

Die Denkfabrik schlägt daher ein werteorientiertes Gesundheitssystem vor. Der Fokus soll von den Kosten auf den Mehrwert von Gesundheitsleistungen verschoben werden. Dafür brauche es Anreize für eine optimale Versorgung des Patienten, indem Qualität und Effizienz belohnt würden. Gleichzeitig brauche es Transparenz: Der Patient soll den Mehrwert der Leistungen kennen und die Möglichkeit haben, Leistungserbringer mit den Qualitätsergebnissen der Konkurrenz zu vergleichen.

Rechenschaft über Mehrwert der Leistungen

Bedenklich seien die teilweise deutlich höheren Eingriffsraten in der Schweiz gegenüber anderen Ländern. So werden in der Schweiz etwa doppelt so viele Hüft- und Knieimplantate eingesetzt, als im Durchschnitt der OECD-Länder. Auch innerhalb der Schweiz zeigen sich Unterschiede: Die Zahl der Kniearthroskopien pro Einwohner im Jahr 2021 ist im Kanton Basel-Stadt dreimal so hoch wie im Kanton Genf. Hier sei deshalb der Staat als Regulator gefordert.

Zweithöchste Gesundheitsausgaben pro Kopf im weltweiten Vergleich

Aktuell steigt die Zahl der Patienten in der Schweiz schneller als diejenige der Erwerbsbevölkerung. Diese Entwicklung wird zu einem weiteren erheblichen Kostenanstieg und zusätzlichen Bedarf an Gesundheitspersonal führen. Bereits heute beträgt der Anteil des Gesundheitssektors zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Kaufkraftbereinigt sind die Gesundheitsausgaben pro Kopf in der Schweiz die zweithöchsten der Welt.
Lesen Sie hier den gesamten Bericht von Avenir Suisse

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.

image

Deutsche Apotheker empört wegen Karl Lauterbachs Gender-Vorschlag

In Deutschland soll der Warnhinweis bei der Medikamentenwerbung geschlechtergerecht formuliert werden. Der Vorschlag des Bundesgesundheitsministers stösst aber auf harsche Kritik.

image

Neue Ausbildung will Patienten besser einbinden

Patienten als Experten: Ein Ausbildungsprogramm in der Schweiz soll Patienten auf aktive Mitwirkung in medizinischer Forschung vorbereiten.

image

Spitalkrise: Die GDK stellt sich hinter Hplus und übt Druck auf Alain Berset aus

Die Spitäler fordern eine Erhöhung der Tarife um 5 Prozent. In einem Schreiben an Gesundheitsminister Alain Berset verleihen die kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren dem Anliegen Nachdruck.

image

Keine IPS-Plätze mehr für Neugeborene – das Kantonsspital Graubünden wehrt sich dagegen

Auch Behandlungen für krebskranke Kinder sollen am KSGR gestrichen werden. Gegen die geplanten Massnahmen des interkantonalen Gremiums regt sich nun Widerstand.

image

Der Verein Pflegedurchbruch versucht es nochmals

Um ein Haar hätte sich der Verein Pflegedurchbruch aufgelöst – gescheitert am Ziel, dem Pflegepersonal schneller zu helfen.

Vom gleichen Autor

image

Tiktok-Trend: Selbstdiagnose von psychischen Krankheiten

Psychische Krankheiten bei Jugendlichen nehmen seit Jahren zu. Welche Rolle spielen die sozialen Medien?

image

«Gewalt findet oft unter dem Radar statt»

Eine Umfrage von Medinside zeigt: verbale und körperliche Gewalt in Schweizer Spitälern nimmt weiter zu, Zahlen werden jedoch kaum erfasst.

image

Studie: Fast jede Pflegeperson erlebt sexuelle Belästigung

Laut einer aktuellen Studie erlebt 95,6 Prozent des Pflegepersonals sexuelle Belästigung. Mehr als zwei Drittel der Befragten waren körperlichen Übergriffen ausgesetzt.