Zigarettenab­fälle verbreiten resistente Keime

Wenn Zigarettenfilter in Gewässern landen, können sich darauf krankheitserregende Keime und Bakterien mit Antibiotikaresistenzen ansiedeln, zeigt eine Studie.

, 5. März 2025 um 14:17
letzte Aktualisierung: 2. April 2025 um 05:45
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Schadstoffe aus Zigarettenrauch und -abfällen können das Wachstum resistenter Keime in der Umwelt fördern. | Bild: Daniel Ramos on Unsplash
Rauchen kann auch indirekt zur Gesundheitsgefahr werden. Eine Studie unter der Federführung von Forscherinnen und Forschern der Technischen Universität Dresden (TUD) zeigt, dass Schadstoffe aus Zigarettenrauch und -abfällen das Wachstum und die Verbreitung resistenter Keime in der Umwelt fördern können.
Wie das? «Zigarettenfilter enthalten viele der giftigen Substanzen aus dem Zigarettenrauch», erläutert Uli Klümper vom TUD-Institut für Hydrobiologie. «Wir konnten in unserer Studie feststellen, dass diese Filter, wenn sie in Gewässern landen, vermehrt von potenziell krankheitserregenden Keimen und Bakterien mit Antibiotikaresistenzen besiedelt werden, da diese besonders gut an die widrigen Bedingungen auf den Filtern angepasst sind.»
  • Peiju Fang, Diala Konyali, Emily Fischer, Robin Pascal Mayer, Jin Huang, Alan Xavier Elena, Gerit Hartmut Orzechowski, Uli Klümper et al: «Effects of cigarette-derived compounds on the spread of antimicrobial resistance in artificial human lung sputum medium, simulated environmental media and wastewater», in: «Environmental Health Perspectives», März 2025.
  • doi: 10.1289/EHP14704
Die mit resistenten und pathogenen Bakterien kolonisierten Zigarettenstummel können anschliessend in Flüsse, andere Gewässer oder an Strände transportiert werden, was zur Ausbreitung von gefährlichen Bakterien beitrage.
Es brauche strengere Massnahmen gegen das achtlose Wegwerfen von Zigarettenstummeln, folgert Klümper laut einer Mitteilung der TUD.

Mehr resistente Bakterien in der Lunge

Auch für Raucherinnen und Raucher gibt es laut den Studienergebnissen Folgen: Menschen, die rauchen, begünstigen eine schnellere Verbreitung von resistenten Keimen in ihrer eigenen Lunge, was bei zukünftigen Lungeninfektionen eine geringere Wirksamkeit von verabreichten Antibiotika zur Folge hat.
Verschiedene Bakterienarten können nämlich Resistenzgene über sogenannte Plasmide autauschen – also über kleine DNA-Moleküle, die Bakterien untereinander weitergeben. Dies sorgt dafür, dass bisher mit Antibiotika behandelbare Bakterien Resistenzen gegen diese Antibiotika erwerben und nicht mehr behandelbar sind.
«In unseren Experimenten mit künstlichem Lungenmedium konnte gezeigt werden, dass die giftigen Stoffe, die sich durch Zigarettenrauch in der Lungenflüssigkeit anreichern, eine Stressreaktion der Bakterien auslösen», schreiben die Forscher. Das könne unter anderem die Frequenz der Weitergabe von Resistenzgenen zwischen Bakterien mehr als verdoppeln.
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