Antibiotikaresistenzen: Bund will Spitäler besser rüsten

In jedem zweiten Spital fehlt ein vollständiges Programm zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Der Bund kündigt verstärkte Unterstützung beim Aufbau entsprechender Massnahmen an.

, 4. November 2025 um 07:26
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Anne Lévy, Direktorin des Bundesamts für Gesundheit. Bild: zvg
Der Bund will den Kampf gegen Antibiotikaresistenzen intensivieren und Schweizer Spitäler beim Aufbau entsprechender Programme gezielter unterstützen.
Denn bislang verfügt nur die Hälfte der Spitäler über ein vollständiges Antimicrobial Stewardship Programm (ASP). Als Vorreiter gilt das Universitätsspital Basel (USB), das seit Jahren ein solches Programm umsetzt.
«Die Schweiz hat in den letzten Jahren bei der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen zwar schon Fortschritte erzielt, aber es braucht weitere Anstrengungen – wie sie beispielsweise das Universitätsspital Basel leistet», betonte Anne Lévy, Direktorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG), beim Besuch des USB. Der Termin fand im Hinblick auf die World AMR Awareness Week vom 18. bis 24. November statt.
Das BAG setzt dabei auf gezielte Stewardship-Massnahmen: die systematische Überwachung von Antibiotikaeinsätzen und Resistenzentwicklungen, die Erstellung von Verschreibungsrichtlinien sowie regelmässige Schulungen des Personals. «Stewardship Teams überwachen systematisch den Antibiotikaeinsatz, entwickeln Verschreibungsrichtlinien und Feedback-Systeme, und ermöglichen Weiterbildungen», erklärt Sarah Tschudin Sutter, Chefärztin für Infektionsprävention und -kontrolle am USB.

One Health-Aktionsplan

Im Rahmen des One Health-Aktionsplans StAR 2024–2027 sowie der laufenden Revision des Epidemiengesetzes sollen die rechtlichen Grundlagen zur Prävention und Bekämpfung von Resistenzen gestärkt werden. Dabei werden auch Veterinärmedizin und Landwirtschaft einbezogen, betont Lévy.
Neben strukturellen Massnahmen liegt ein weiterer Fokus auf der Aufklärung der Bevölkerung: Antibiotika sollen nicht unnötig eingesetzt werden, sondern immer zum richtigen Zeitpunkt und in der korrekten Dosierung. Übrig gebliebene Medikamente gehören in die Apotheke zurück – nicht in den Müll.
«Wir beobachten seit einigen Jahren eine Zunahme multiresistenter Keime», sagt Nina Khanna, Chefärztin für Infektiologie am USB. Eine präzise Datenerfassung im Spital sei entscheidend, um für Patientinnen und Patienten das passende Antibiotikum zu wählen. In besonderen Fällen könne das Spital Antibiotika kombinieren oder auf Medikamente zurückgreifen, die noch nicht zugelassen sind, um lebensbedrohliche Infektionen erfolgreich zu behandeln.
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