Überraschende Rechnung: Medizinstudium soll viermal günstiger sein

Hat die Politik bislang mit falschen Zahlen gerechnet? Eine Analyse des Verbandes der Schweizer Medizinstudierenden Swimsa deutet darauf hin.

, 17. Oktober 2024 um 13:45
image
Eine Medizin-Ausbildung kostet in der Schweiz gemäss dem Swimsa effektiv nur 30'000 Franken pro Jahr  | Bild: KI/Midjourney
Das Medizinstudium gibt immer wieder Anlass zur Diskussion: So zuletzt Ende September, als die Abschaffung des Numerus Clausus beschlossen wurde. Zugleich sollen die Studienplätze erhöht werden. Angestossen hatte die Motion der Mitte-Nationalrat Benjamin Roduit (VS).
Der Bundesrat steht nun vor der Aufgabe, eine Lösung zur Umsetzung der Motion vorzulegen – nachdem er selber einst vor den zusätzlichen Kosten einer Erhöhung der Studienplätze gewarnt hatte.
Konkret koste die Ausbildung eines Mediziners den Staat pro Jahr rund 120'000 Franken – diese Schätzung stammt aus offiziellen Daten, die vom Bundesamt für Statistik (BFS) und dem EKOH-Projekt (Erhebung der Kosten für die Lehre und Forschung der Humanmedizin) veröffentlicht wurden.
«Falsch!», sagt nun der Verband der Schweizer Medizinstudierenden Swimsa

Viel günstiger

Die Zahlen, mit denen die Politik bisher rechnete, beruhten auf einem Missverständnis, das Medizinstudium sei um ein Vielfaches günstiger, wirft der Verband ein – und präsentiert eine überraschende Analyse: So habe die Consulting-Firma, die im Auftrag der Hochschul- und Gesundheitsdirektoren-Konferenz die Kosten fürs Medizinstudium analysiere, zwei wichtige Zahlen vermischt.
In die besagten 120'000 Franken sei auch das Geld für die medizinische Forschung an den Universitäten miteingerechnet. Die Ausbildung eines Medizinstudierenden allein koste effektiv nur 30'000 Franken, die restlichen 90'000 seien für die medizinische Forschung eingeplant.
Dazu komme, dass Medizinstudierende im 5. Jahr in den Spitälern sehr viel unbezahlte Arbeit leisten würden, die in diesen Zahlen gar nicht berücksichtigt werde.
Der Verband der Medizinstudierenden fordert nun vom Bundesrat klare Massnahmen. «Es ist an der Zeit, dieses Missverständnis zu korrigieren. Angesichts des steigenden Bedarfs an Ärztinnen und Ärzten ist es von entscheidender Bedeutung, die Zahl der Medizinstudienplätze zu erhöhen», schreibt der Medizinstudierendenverband .
Zur Analyse: Die Kosten des Medizinstudiums

  • medizinstudium
  • politik
  • studium
  • numerus clausus
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Bund soll Tomographie-Untersuchungen kontrollieren

Zu teure Untersuchungen: Die Eidgenössische Finanzkontrolle fordert mehr Aufsicht. Zu vieles liege im Ermessen der Ärzte und Ärztinnen.

image

Zuerst in die Apotheke statt in den Notfall

Das fordert GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig. Er befürwortet deshalb eine 50-Franken-Gebühr für unnötige Notfallbesuche.

image

Notfall: Die Bagatellgebühr rückt näher

Wer den Spital-Notfall aufsucht, erhält einen Zuschlag von 50 Franken auf den Selbstbehalt: So will es die Gesundheitskommission des Nationalrats.

image
Die Schlagzeile des Monats

«Man kann ja immer noch ‚Spital‘ drüberschreiben»

In unserer Video-Kolumne befragen wir Experten aus der Branche zu aktuellen Themen. Diesmal: Andri Silberschmidt, Nationalrat, Gesundheitspolitiker, Unternehmer.

image

Zürich: Fliegender Wechsel im Amt für Gesundheit

Jörg Gruber folgt auf Peter Indra, der sich «neuen Aufgaben zuwenden» möchte.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Es braucht mehr Wettbewerb bei den Laboranalysen

Ärztetarife werden ausgehandelt – aber bei den medizinischen Labors legt der Staat die Preise fest. Warum? Und vor allem: Wie lange noch?

Vom gleichen Autor

image

Spitäler Schaffhausen: Bauprofi neu im Spitalrat

Angesichts der laufenden Bauprojekte wird die Aufsicht der Schaffhauser Kantonsspital-Gruppe mit einschlägiger Kompetenz gestärkt – in der Person von Tossan Souchon.

image

Neubesetzung im Verwaltungsrat von Thurmed

Antonio Nocito ist Chefarzt Chirurgie am Kantonsspital Baden. Er übernimmt das Amt von Markus von Flüe, der altersbedingt ausscheidet.

image

Kostenexplosion bei privaten Spitex-Firmen

Pflegeleistungen durch private Spitex-Firmen, die pflegende Angehörige anstellen, haben sich in Zürich von 2020 bis 2023 um 530 Prozent erhöht. Die GeKoZH fordert Massnahmen.