500 stationäre Fälle weniger: SZB testet Ambulantisierungs-Turbo

Ein Bündnis aus Spital, Kanton und Versicherern startet ein Pilot-Tarifmodell. Die Frage dabei: Wie lässt sich Efas konkret umsetzen?

, 5. Mai 2025 um 14:17
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OP-Infrastruktur im «Medin au Lac» des Spitalzentrums Biel  |  Bild: PD
Das Spitalzentrum Biel, der Kanton Bern und die Einkaufsgemeinschaft HSK überprüfen in den nächsten drei Jahren ein neues Tarifmodell. Es zielt darauf ab, dass die Eingriffe mit Ambulantisierungs-Potential auch tatsächlich stärker ambulant umgesetzt werden.
Der finanzielle Anreiz ist so gestaltet, dass das Spitalzentrum Biel einen höheren Beitrag erhält, je mehr Behandlungen es vom stationären in den ambulanten Bereich verlagert. Dabei werde ausschliesslich Eingriffe berücksichtigt, die nicht bereits heute ambulant erfolgen und die nicht ohnehin schon auf der AVOS-Liste stehen. Belohnt wird also ein Sondereffort.
Dazu gibt es ein Reporting, bei dem das Spitalzentrum im ersten Projektjahr einen rückwirkenden Innovationsbeitrag erhält, um das (zusätzlich entstehende) Defizit zu senken. Für die beiden folgenden Jahre werden die Beiträge der Partner im weiteren Projektverlauf definiert. Insgesamt ist der Test auf drei Jahre angelegt.

Der Preis der Einsparungen

Die Auswirkungen der Verlagerungen in den ambulanten Bereich auf den Ertrag und die Kosten der Leistungserbringer werden in der Projektphase pro Eingriff gemessen.
«Die Einführung von EFAS ab 2028 erfordert bereits in diesem Jahr ein entschiedenes, gemeinsames Handeln aller Akteure», erklären die Partner zu ihrer Initiative.
Grundsätzlich geht es um das Problem, dass die Infrastruktur und die Prozesse vieler Spitäler stark auf die stationäre Leistungserbringung ausgerichtet sind – weshalb bei der Verschiebung von Behandlungen ins ambulante Setting der Ertragsrückgang meist stärker ins Gewicht fällt als die konkreten Einsparungen. Damit führt die Ambulantisierung oft zu weiteren Defiziten, zumindest kurzfristig.
Das SBZ hat allerdings schon früh auf die Trendwende gesetzt. Mit dem Gesundheitszentrum Medin am Bahnhof Biel baute es Strukturen für das ambulante Setting auf; und es gründete das ambulante Operationszentrum Medin au Lac. Dieses ist seit 2022 in Betrieb und führt pro Jahr rund 4'000 Behandlungen in sechs Disziplinen durch.

1'300 Franken pro Fall

Im Medin au Lac sollen nun – als Teil des Pilotprojekts – bei ausgewählten Eingriffen in Gynäkologie, Orthopädie und HNO jährlich 300 bis 500 bislang stationär durchgeführte Fälle ins ambulante Setting verlagert werden.
Das Spitalzentrum Biel verpflichtet sich dabei, pro Fall eine Einsparung von rund 1'300 Franken zu erzielen. Der Kanton Bern wiederum leistet einen Innovationsbeitrag an das Pilotprojekt. Und die in der HSK zusammengeschlossenen Versicherer Helsana, Sanitas und KPT sind bereit, einen Anteil beizusteuern; Gespräche mit weiteren Versicherern seien in Gang, teilen die Partner mit.
Die Initiative ging offenbar vom SBZ aus. «Der Schlüssel zum Erfolg liegt im Zusammenspiel des Dreigespanns Kanton, Versicherer und Leistungserbringer», sagt CEO Kristian Schneider: «Wir sind mit unserer Idee aktiv auf beide Partner zugegangen und freuen uns sehr über den Projektstart.»
HSK-Geschäftsführerin Eliane Kreuzer meint: «Nur wenn alle Akteure gemeinsam am selben Strang ziehen und bereit sind, sich für neue Wege zu öffnen, können wir die richtigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Efas-Einführung schaffen und die Zukunftsfähigkeit des Schweizer Gesundheitssystems sicherstellen.»
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