Eine aktuelle Studie der Sanitas Krankenversicherung unter 2064 Personen zeigt: Die Schweizer Bevölkerung setzt auf Lebensqualität im Hier und Jetzt – nicht auf maximale Lebenszeit. Nur 21 Prozent der Befragten finden es «voll und ganz» erstrebenswert, möglichst lange zu leben. Für 83 Prozent ist es hingegen wichtiger, im Alter gesund zu bleiben.
Gemäss dem
«Präventionsradar Schweiz» entspringt die Motivation für gesundes Verhalten vor allem Genuss, Alltagstauglichkeit und kurzfristigen Zielen wie Gewichtsmanagement – nicht Visionen wie Longevity.
Kein Longevity Trend
Nur 13 Prozent der Befragten gestalten ihr Leben bewusst nach Longevity-Prinzipien. Zwar ernähren sich diese Personen gesünder und wären auch bereit, konsequente Routinen wie regelmässige Schlafenszeiten oder eine Stunde Sport pro Tag einzuhalten; Kältebäder oder Infrarotkabinen werden hingegen auch von ihnen eher abgelehnt.
Bei den Lebenszielen zeigt sich ein klares Bild: Die meisten möchten älter als 80 werden, doch nur ein Viertel hält ein Alter von über 100 Jahren für erstrebenswert. Longevity-Interessierte wünschen sich hingegen deutlich mehr – für viele von ihnen ist ein Leben über 90 Jahre ein Ziel. Am grössten ist das Interesse an Longevity in der Westschweiz, im Tessin sowie bei Menschen im (Vor-)Pensionsalter bis 74 Jahre.
Unabhängig von der Haltung zu Longevity bleibt das zentrale Ziel dasselbe: Acht von zehn Personen finden es «sehr erstrebenswert», im Alter gesund zu bleiben. Ein möglichst langes Leben ist demgegenüber zweitrangig.
Quelle: Präventionsradar 2025 | intervista
Prävention
Auch bei der Prävention zeigt sich Pragmatismus. Rund 80 Prozent sehen die Verantwortung bei sich selbst, begrüssen aber Unterstützung durch Krankenkassen, Arbeitgeber oder Staat – etwa mit steuerlichen Abzügen oder Bonusprogrammen. Verbote und Einschränkungen stossen hingegen auf Ablehnung. Als häufigste Präventionsmassnahme nennen die Befragten die Dentalhygiene (69 Prozent).
Vorsorgeuntersuchungen wie Mammografien (26 Prozent) oder Darmkrebs-Screenings (15 Prozent) werden vergleichsweise selten genutzt.
Generell nutzen Frauen Angebote zur Krankheitsprävention häufiger als Männer. Allerdings hat nur jede zweite Frau im letzten Jahr die gynäkologische Vorsorge besucht.
Quelle: Präventionsradar 2025 | intervista AG
71 Prozent der Befragten nutzten im vergangenen Jahr keine Krankheitsprävention, weil sie «keine Notwendigkeit» darin sahen oder «ungern zum Arzt» gehen (46 Prozent).
Quelle: Präventionsradar 2025 | intervista
Weitere Ergebnisse:
- Bewegung im Alltag: Die Mehrheit der Schweizer bewegt sich ausreichend, vor allem jüngere Menschen und Senioren. Jede fünfte Person - vorallem im mittleren Alter - bewegt sich zu wenig und ist auch damit unzufrieden. Häufige Hinderungsgründe sind Zeitmangel, Antriebslosigkeit und fehlende langfristige Motivation.
- Ernährungsverhalten überschätzt: Gut vier von zehn Personen geben an, «hohen Wert auf eine gesunde Ernährung, welche den Körper optimal versorgt und bei der die Inhaltsstoffe bekannt sind» zu legen. Zwei von zehn Personen legen zudem hohen Wert auf wenig Aufwand, den Zucker- und Proteinanteil im Essen sowie biologische Produktion. Eine zuckerarme Ernährung wird als sehr gesund wahrgenommen. Mit Abstand folgen auf ähnlichem Niveau eine biologische, proteinreiche und salzarme Ernährung. Allerdings zeigt sich auch: Viele glauben, sich gesund zu ernähren. Tatsächlich liegt der Konsum wichtiger Lebensmittelgruppen häufig unter den Empfehlungen.
- Skepsis gegenüber veganer Ernährung: Während vegetarische Ernährung sowie Fisch und Fleisch als gesund gelten, wird vegane Ernährung von vielen eher kritisch gesehen und als ungesund eingeschätzt.
Mehr zum Thema:
Omega-3, Vitamin D plus Bewegung: Ein Forschungsteam unter Schweizer Führung hat erstmals gezeigt, dass einfache Massnahmen die Uhr des Alterns nachweislich bremsen.
Der internationale Trend zu Longevity erreicht die Schweiz erst langsam. Es sei schwierig, Fachärzte für das Thema zu begeistern, sagt Tobias Reichmuth, Verwaltungsrat einer Langlebigkeitsklinik.
Bewegung, Ernährung, soziale Kontakte: Heike Bischoff-Ferrari zeigt, wie wir den Alterungsprozess positiv beeinflussen können – und wie ihr neuer Campus in Basel die Zukunft der Altersmedizin mitgestalten will.