Eigentlich war es kaum umstritten. Sowohl die Spitalverantwortlichen als auch die politischen Behörden im Oberengadin waren sich weitgehend einig, dass die Fusion des Spitals Samedan mit dem KSGR der sinnvollste Weg in die Zukunft sei.
Die Kantonsregierung in Chur unterstützte den Zusammenschluss ebenfalls, denn dieser biete «eine solide Grundlage für die langfristige Sicherung der Gesundheitsversorgung im Oberengadin».
Insgesamt 11 Trägergemeinden müssen in diesen Wochen über das Schicksal des Spitals Oberengadin entscheiden. Organisierter Widerstand gegen den Zusammenschluss mit dem KSGR wurde im Vorfeld kaum laut. Es gab einzelne kritische Stimmen in der lokalen Presse – wobei sich dort auch Angestellte meldeten, die Sorge um die Eigenständigkeit ihres Spitals in Samedan äusserten. Und diese Stimmen könnten eine Rolle gespielt haben.
Diese Blockade genügt
Denn nun setzte es Überraschungen: In La Punt schmetterte die Gemeindeversammlung die Idee ab. Auch in Samedan wandte sich eine grosse Mehrheit der Gemeindeversammlung gegen das Fusionsprojekt; hier ist der Entscheid allerdings nicht endgültig, es steht noch ein Urnengang an. Und dann folgte am Sonntag ein anderer Akzent: Bei der Abstimmung in St. Moritz stimmten 62 Prozent der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger für die Zusammenlegung von KSGR und Spital Samedan.
Doch die bisherige Blockade genügt, um den Zusammenschluss zu verunmöglichen – sofern sich in Samedan nicht noch andere Mehrheiten ergeben und sofern die Menschen in La Punt nicht nochmals umgestimmt werden können. Und sofern in den restlichen acht Trägergemeinden nicht weitere Überraschungen folgen.
Dies würde bedeuten, dass das Spital in Samedan unabhängig bleibt. Und dass die Gemeinden vielleicht bald vor der Aufgabe stehen, die Finanzierung der Akutversorgung in den kommenden Jahren neu aufzustellen.
6 Millionen Franken mehr
Aber was heisst das konkret? Sie Leitung der Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin liess dazu im Herbst schon
diverse Szenarien ausarbeiten. Als Alternative zur Fusion entwickelte sie die Variante «Status Quo+»: Das Spital Samedan würde dabei seine Kooperationen mit den anderen Akutspitälern der Region und mit dem Kantonsspital in Chur intensivieren. Das Leistungsangebot wäre unverändert, allerdings würde der Ressourceneinsatz intensiver auf die saisonalen Schwankungen abgestimmt. Dabei müssten die Trägergemeinden des Oberengadins die Finanzierung mit einer neuen Vereinbarung ab 2026 sicherstellen.
Der Stftungsrat warnte allerdings: Bei diesem Weg würden die finanziellen Risiken weiter steigen: «Um das Spital bei Weiterführung der Selbständigkeit wirtschaftlich abzusichern, müssten die bisherigen jährlichen Betriebsbeiträge der Gemeinden von aktuell 2.75 Mio. Franken voraussichtlich auf mindestens 8.75 Mio. Franken erhöht werden», hiess es im Bericht.
Bei der Gemeindeversammlung in Samedan wurden indes auch die Gegenargumente hörbar. «Die Frage des Weiterbetriebs hängt nur vom Geld ab», sagte ein Votant – und Geld sei im Oberengadin vorhanden; dies
berichtet die «Engadiner Post».
Weiter gab es Zweifel, ob das Personal vom Kantonsspital in Chur mit dem gleichem Herzblut am Standort in Samedan arbeiten werde. Und es fand sich Kritik an der Idee, dass die vor Jahren hochgelobte Integration möglichst aller Dienstleistungen wie Alterszentren oder Spitex nun wieder zerschlagen werden soll.