«Das Gesundheitssystem droht gegen eine Wand zu rasen», titelt der
«Blick» heute – und macht daraus ein Schwerpunktthema: Das Schweizer Spitalwesen liege finanziell auf der Intensivstation. Anne-Geneviève Bütikofer, Direktorin des Spitalverbands Hplus, beklagt, was seit Jahren beklagt wird: «Die aktuellen Tarif sind nicht kostendeckend.»
Wer will schon höhere Tarife?
Doch höhere Tarife sind kein gutes Rezept gegen die finanziellen Schwierigkeiten der Spitäler. Höhere Spitalrechnungen würden die Krankenkassen-Prämien noch mehr steigen lassen – ein kaum durchsetzbares Szenario.
Der Gesundheitsökonom Tobias Müller von der Berner Fachhochschule BFH nennt denn auch das wahre Problem der Schweizer Spitäler: Sie haben in den letzten Jahren sehr viel investiert, manche zu viel.
Ein Wettrüsten der Kliniken
Kein Spital wolle gegenüber der Konkurrenz abfallen, das führe zum Beispiel dazu, dass die Dichte an Röntgengeräten in der Schweiz so hoch sei wie nirgends auf der Welt.
Die richtige Therapie für die Spitäler wäre also eine Diät – so wie dies Stephanie Hackethal, Direktorin des Spitals Glarus, in einem
Beitrag auf Medinside verschreibt: «Wir müssen lernen, zu schrumpfen», kommt sie, ohne etwas schönzureden, zum Schluss.
«Vorhalteleistungen sind finanzielles Risiko»
Und weiter: «Vorhalteleistungen sind langfristig kein tragfähiges Rezept. Im Gegenteil – sie sind ein Risiko, namentlich ein finanzielles. Nur wer konstant und angemessen eine Leistung rentabel erbringen kann, arbeitet nachhaltig und verlässlich.»
Das Dilemma, in dem die Spitäler stecken, benennt
Rolf Gilgen im «Blick». Gilgen war Direktor des Stadtspitals Waid und des Spitals Bülach und leitet derzeit die zwei Hirslanden-Kliniken Stephanshorn und Am Rosenberg.
Der Experte räumt ein, dass der medizinisch-technische Fortschritt die Kosten der Spitäler in die Höhe treibe. Die neuen Geräte sind nicht nur teuer, sondern erkennen auch mehr gesundheitliche Probleme. Was wiederum zu mehr Behandlungen führt.
Aber, so Gilgen, die besseren Diagnosen und Therapien würden auch Kosten sparen. Weil es weniger chronisch-kranke Menschen gebe.