So will der Kanton Freiburg die Zahl der Notfallbesuche reduzieren

Mit einer grossen Informationskampagne will Freiburg den Weg zu schnellerer und effektiverer medizinischer Hilfe weisen.

, 3. November 2023 um 08:02
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«Pflaster-Maskottchen» der Freiburger Informationskampagne  |  PD
Die Zahl der Patienten, die sich direkt in die Notaufnahme wenden, ist nach wie vor zu hoch – in der ganzen Schweiz, also auch im Kanton Freiburg. Dort hat die Direktion für Gesundheit und Soziales in nun eine Informationskampagne dazu lanciert – in Zusammenarbeit mit dem Freiburger Spital (HFR), der kantonalen Apothekervereinigung und der Ärztegesellschaft.
«Was tun bei einem medizinischen Notfall? Richtig handeln im richtigen Moment»: So der Titel der Aktion. Sie will die Bevölkerung über den richtigen Umgang mit dem kantonalen Gesundheitssystem informieren – und vor allem will sie sensibilisieren. Ziel ist es, eine schnellere Behandlung zu ermöglichen und unnötige Notfallbesuche zu vermeiden.

Orientierungshilfe für die Bevölkerung

Das Projekt verwendet dabei humorvolle Illustrationen wie das «Pflaster»-Maskottchen, um zu zeigen, wie kleinere Gesundheitsprobleme in der Apotheke oder beim Hausarzt behandelt werden können.
Unter anderem sollen auch die neuen Nummern des ärztlichen Bereitschaftsdienstes und der Notfallapotheken bekannter gemacht werden, wie aus einer Mitteilung hervorgeht.
Denn trotz alternativer Möglichkeiten wie einer ersten Abklärung in der Apotheke, einer Notfallbehandlung in der Hausarztpraxis oder einem Anruf beim ärztlichen Notfalldienst suchen immer noch zu viele Patientinnen und Patienten direkt die Notfallstation auf. Die Notfallstationen des Freiburger Spitals sind seit Jahren – wie überall in der Schweiz – chronisch überlastet.

Folge: Längere Behandlungszeiten

Bei den Erwachsenen stieg die Zahl der jährlichen Konsultationen im Kanton Freiburg zwischen 2017 und 2022 um 25 Prozent von 30'500 auf 40'500. Mehr als 120 Konsultationen pro Tag seien heute keine Seltenheit, heisst es. Dabei könnten geschätzt 60 Prozent der Gesundheitsprobleme in den Apotheken oder von den Hausärzten oder Permanences behandelt werden. Bei den pädiatrischen Notfällen fällt der Anstieg noch stärker aus: von 16'000 im Jahr 2017 auf 22'500 im Jahr 2022, was einem plus von fast 30 Prozent entspricht.
Die Hauptaufgabe der Notaufnahmen der Spitäler ist die Behandlung lebensbedrohlicher Notfälle. Eine Verschiebung der Konsultationen hin zu nicht lebensbedrohlichen Gesundheitsproblemen bleibt daher bekanntlich nicht ohne Folgen: Volle Wartezimmer, längere Behandlungszeiten und Druck auf das medizinisch-pflegerische Personal, was wiederum die Risiken für die Qualität und Sicherheit der Patientenbetreuung erhöht.
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