Hoher Blutdruck? Setzt auf die Apotheker!

Eine Metastudie ging der Frage nach, welche medizinischen Fachleute die nachhaltigste Verbesserung bei Hypertonie-Patienten erreichen.

, 22. Juli 2024 um 12:52
letzte Aktualisierung: 29. April 2025 um 08:04
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Bild: Martino Pietropoli on Unsplash
Es gibt diverse Instanzen, welche die Volkskrankheit des hohen Blutdrucks bekämpfen – von der Hausärztin bis zur spezialisierten Klinik. Doch eine entscheidende Frage ist: Wer macht dies am besten, wer am nachhaltigsten?
Um dies herauszufinden, wertete ein Team der Tulane University in New Orleans die Ergebnisse von insgesamt 100 Untersuchungen aus – und zwar danach, wie sich der Blutdruck der beobachteten Patienten bei den verschiedenen Betreuern verhielt. Insgesamt 116 Vergleichs-Erhebungen mit 90’500 Patienten fanden Eingang in die Meta-Studie.
  • Katherine T. Mills, Samantha S. O’Connell, Meng Pan, Katherine M. Obst, Hua He, Jiang He: «Role of Health Care Professionals in the Success of Blood Pressure Control Interventions in Patients With Hypertension: A Meta-Analysis», in: «Cardiovascular Quality and Outcomes», Juli 2024.
  • DOI: 10.1161/CIRCOUTCOMES.123.010396
Und heraus kam, dass die Behandlung durch Pflegefachleute, Ärzte und Mehrdisziplinen-Teams durchaus Erfolg zeitigte in Kampf gegen die Hypertonie.
Aber: Am deutlichsten war der Rückgang der Blutdruck-Werte bei den Apothekern – gefolgt von Gemeinde-Gesundheits-Personal.
Dabei deutet sich allerdings schon an, dass das ökonomische Umfeld und das Gesundheitssystem eine wichtige Rolle spielt: Community Health Workers wären in der Schweiz kein relevanter Faktor – in vielen Länder aber sind sie offenbar sehr entscheidend für die Grundversorgung.
Als gemeinsames Resultat kam heraus, dass jeweils jene Betreuer die besten Ergebnisse verschaffen, welche auch am meisten Zeit für ihre Patienten haben –  so die Autoren aus New Orleans.

Ohne Zeitdruck gegen Blutdruck

«Die Überwachung des Blutdrucks kann mehr Zeit erfordern als bei Besuchen in der Grundversorgung meist zur Verfügung steht», sagt Katherine Mills; sie ist Professorin für Epidemiologie an der Tulane University School of Public Health und Lead-Autorin der Studie: «Es könnte der effektivste Ansatz sein, jene Fachleute mit dem Thema zu betrauen, die weniger Zeitbeschränkungen unterliegen.»
Laut den erforschten Studien senkte eine Behandlung, bei der Apotheker in der Verantwortung waren, den systolischen Blutdruck um durchschnittlich 7,3 mmHG. Bei den Community Health Workers lag der Durchschnittswert bei 7.1 mmHG. Derweil senkten Hausärzte und Pflegefachleute den Durchschnitts-Blutdruck nur um 2 bis 3 mmHG, also deutlich weniger effizient. Beim diastolischen Blutdruck waren die Verhältnisse ähnlich: Erneut schafften die die Apotheker die besten Werte.
Die Ergebnisse seien nicht überraschend, so Katherine Mills: «Die gute Nachricht ist, dass alle medizinischen Experten mit ihren Behandlungen Nutzen stifteten». Wenn es jedoch aber darum geht, auf die diversen individuellen Bedürfnisse von Bluthochdruck-Patienten einzugehen, seien Apotheker womöglich die ideale Besetzung.
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