Die Kantone Genf, Waadt und Wallis haben eine breit angelegte Sensibilisierungs- und Informationskampagne gestartet, um auf das bestehende Betreuungssystem für Opfer sexueller Übergriffe in ihren öffentlichen Spitälern aufmerksam zu machen.
Ziel ist es, über die rund um die Uhr verfügbaren medizinisch-rechtlichen Dienste zu informieren, Vorurteile abzubauen und Betroffene zur Inanspruchnahme dieser spezialisierten Versorgung zu ermutigen.
Spezialisierte Hilfe
In den öffentlichen Spitälern der drei Kantone stehen den Opfern rund um die Uhr spezialisierte Teams zur Verfügung. Diese bestehen aus Fachärzten und Rechtsmedizinern und bieten eine umfassende medizinische Notfallversorgung sowie eine forensische Befundung an – in einem geschützten, vertraulichen Rahmen.
Das Vorgehen ziele darauf ab, die Betroffenen vor einer Retraumatisierung zu schützen und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, Beweise für ein allfälliges Gerichtsverfahren sichern zu lassen, so die
Medienmitteilung.
Allein im Jahr 2024 wurden in den drei Kantonen 436 forensische Gutachten erstellt.
Zunahme sexuelle Gewalt
Dieser Schritt erfolgt vor dem Hintergrund, dass die angezeigte sexuelle Gewalt in den drei Kantonen zunimmt: +19 Rrozent in Genf im Jahr 2024 (142 Vergewaltigungen), +45 Prozent im Wallis (50 Vergewaltigungen) und +9 Prozent in der Waadt (137 Vergewaltigungen).
Die Kampagne ist das Ergebnis einer Studie, die zwischen 2018 und 2021 vom Universitätsspital Genf (HUG) und dem Centre Hospitalier Universitaire Vaudois (CHUV) durchgeführt wurde, um die Präventionsmassnahmen gezielter auszurichten.
Die retrospektive Analyse ergab, dass die häufigsten Umstände, unter denen es zu Übergriffen kam, Partyorte, Treffen mit bereits bekannten Personen oder über Dating-Apps waren.
Die Finanzierung der Kampagne übernehmen die Kantone Genf, Waadt und Wallis gemeinsam.
- Die Kampagne setzt auf ein breites Kommunikationsnetz: Plakate und Flyer werden in Spitälern, Hausarztpraxen, Apotheken, bei der Polizei, in Partnerorganisationen sowie in den Regionalalpen-Zügen im Wallis verteilt. Zusätzlich werden Videos über soziale Netzwerke verbreitet.
- Ein zentrales Anliegen der Kampagne ist es, das bestehende Versorgungssystem auch allophonen Betroffenen sowie Menschen aller Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen zugänglich zu machen. Deshalb sind die Informationsmaterialien in mehreren Sprachen verfügbar – darunter Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Albanisch, Ukrainisch, Arabisch und Tigrinya.
- Website der Sensibilisierungskampagne: https://www.agression-sexuelle-urgences.ch/