«Zünd und Waser sollten besser zurücktreten»

Die Patientenschützerin Erika Ziltener ist erschüttert vom Skandal auf der USZ-Herzchirurgie. Sie fordert einen kompletten Neuanfang.

, 3. Juni 2020 um 13:21
image
  • spital
  • universitätsspital zürich
  • herzchirurgie
«Ich glaube, dem Uni-Spital wäre gedient, wenn die beiden Herren Waser und Zünd zurücktreten würden»: Diese ultimative Forderung macht die Vertreterin der Patientinnen und Patienten Erika Ziltener in einem Interview mit der «Zeit». Gregor Zünd ist seit vier Jahren Vorsitzender der Spitaldirektion des Universitätsspitals Zürich (USZ), Martin Waser seit sechs Jahren Präsident des Spitalrats.

Ziltener: «Derzeit niemals eine Operation auf der Herzchirurgie des USZ»

Gegenüber Medinside bestätigt die Präsidentin des Dachverbandes Schweizer Patientenstellen: «Als Patientin oder Patient müssen Sie Vertrauen in ein Spital haben.» Und dieses Vertrauen hat wegen des Skandals in der Herzchirurgie des USZ massiv gelitten.
Für Ziltener sind die Vorkommnisse derart gravierend und erschütternd, dass sie sich laut eigenen Aussagen, «derzeit niemals in der Herzchirurgie des USZ operieren lassen würde». Der Herzchirurg Francesco Maisano soll seine Operationsergebnisse geschönt und Interessenkonflikte verschwiegen haben. Damit habe er die Sicherheit der Patienten gefährdet, sagt Ziltener.

Sicherheit der Patienten sei sehr wohl gefährdet

Denn Maisano habe - gemäss Untersuchungen - Komplikationen in Austritts- und anderen Berichten nicht konsistent dokumentiert. Die Patienten seien aber auf solche präzise Dokumentation angewiesen. «Ohne diese Berichte kann auch niemand Ansprüche geltend machen oder das Recht einfordern», begründet Ziltener ihre Einschätzung.
Die Einschätzung der Spitalleitung, dass das Patientenwohl nicht gefährdet worden sei, ist für Ziltener hingegen falsch. Die Spitalleitung stützt sich auf den Bericht einer Anwaltskanzlei, welche die Vorwürfe gegen den Herzchirurgen Maisano prüfte. «Für mich ist das ein Gefälligkeitsbericht», sagt Patientenschützerin Ziltener. «Wenn der Bericht bei mir eingereicht worden wäre, hätte ich ihn als unbrauchbar zurückgewiesen», sagte Ziltener im Interview mit der «Zeit».

Ohne Neuanfang bleiben Patienten weg

Das USZ müsse neu anfangen. Sonst würden künftig die Patienten wegbleiben, sagt sie. Sehr negativ beurteilt Erika Ziltener auch die Tatsache, dass Zünd und Waser offenbar schon seit Ende letzten Jahres von den Vorwürfen wussten, jedoch nichts Ersichtliches unternommen hätten.
Rücktrittsforderungen an die USZ-Spitze kommen nicht nur von Erika Ziltener. Auch Annina Hess-Cabalzar vom Präsidium der Akademie Menschenmedizin (AMM) fordert: «Über einen Wechsel muss diskutiert werden.» Dies, weil die Spitalleitung von einigen Vorkommnissen schon länger Kenntnis gehabt habe.

«Es liegt ein Systemfehler vor»

Annina Hess-Cabalzar kritisiert allerdings nicht mangelnde Patientensicherheit, sondern vor allem die finanzielle Anreize: «Es liegt ein Systemfehler vor. Die sogenannte Pool-Regelung, wonach Kaderärzte neben ihren festen Bezügen Zusatzeinnahmen über Privathonorare generieren und über grosse Teile der Einnahmen frei verfügen können, lässt Grauzonen jenseits transparenter Kontrolle entstehen.»
Damit spielt AMM auf weitere Skandale an USZ-Kliniken an. Klinikdirektoren sollen auf eigene Rechnung operiert und falsch abgerechnet haben. Das herrschende System setze falsche Anreize und lasse Bereicherung bis hin zum Betrug zu, kritisiert Annina Hess-Cabalzar. Und: «Es diskreditiert auch die fachlich und ethisch in hoher Qualität arbeitenden Ärzte und Ärztinnen.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Zurück in die Vergangenheit: Spitäler wollen Geld vom Kanton

An sich sollten die Kantone ihre Spitäler nicht mehr finanzieren. Doch immer häufiger zahlen die Regierungen trotzdem – und verzerren möglicherweise den Wettbewerb.

image

Luzerner Kantonsspital braucht wohl bald Geld

Die Höhenklinik des Spitals machte 180'000 Franken Verlust - pro Monat. Die Kantonsregierung rechnet damit, dass das Kantonsspital Hilfe braucht.

image

Spital Samedan gehört bald zum Kantonsspital Graubünden

Dadurch werden wohl einzelne Stellen neu ausgerichtet oder aufgehoben. Andererseits dürften in den medizinischen Bereichen rund 20 zusätzliche Stellen entstehen.

image

100 Millionen Franken? Danke, nicht nötig.

Der Kanton Graubünden plante einen Rettungsschirm für notleidende Spitäler und Gesundheits-Institutionen. Die Idee kam schlecht an.

image

LUKS Gruppe baut Verwaltungsrat um

Elsi Meier, Giatgen A. Spinas und Pauline de Vos verlassen das Gremium. Die Nachfolge-Suche hat bereits begonnen.

Vom gleichen Autor

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.

image

«Hausarzt ist kein Beruf, den man subventionieren muss»

Ein Arzt macht vor, wie eine Berggemeinde zu medizinischer Versorgung kommt. Und er kritisiert Kollegen, die einfach ihre Praxis schliessen.

image

Medikamente: Diese fünf Irrtümer müssen alle kennen

Epinephrin statt Ephedrin? Solche Verwechslungen können tödliche Folgen haben. Gut zu wissen, wo die grössten Gefahren lauern.