Die Kinderschutzgruppe und Opferberatungsstelle des Universitäts-Kinderspitals Zürich verzeichnete 2019 eine leichte Zunahme der gemeldeten Verdachtsfälle auf Kindsmisshandlungen. Insgesamt bearbeitete sie 544 Fälle, also 16 mehr als noch im Vorjahr, wie die Kinderschutzgruppe des Zürcher Kinderspitals mitteilt.
Mit den Jahren wurden der Kinderschutzgruppe immer mehr Fälle gemeldet. | Kinderspital Zürich
Auffallend dabei: Es wurden wieder mehr Kleinkinder geschüttelt. Insgesamt wurden der Gruppe aus dem Umfeld der Betroffenen zehn Verdachtsfälle gemeldet – fünf konnten bestätigt werden. 2018 waren es zwei bestätigte Fälle. Das Schütteln von Kleinkindern verursacht bei zwei Dritteln der Kinder bleibende Hirnschäden. Das Schütteln kann - auch wenn es nur ganz kurz ist - sogar zum Tod des Kindes führen.
«Statistischer Ausrutscher»?
Vor rund 20 Jahren wurde eine Kampagne in der Schweiz lanciert mit der Botschaft: «Schüttle nie Dein Baby!». In Folge nahm die Zahl der sogenannten «Schüttelbabys» ab. Die Kinderschutzgruppe hofft, dass die Botschaft der Kampagne nicht verloren gehe und dieser Anstieg 2019 nur ein «statistischer Ausrutscher» gewesen sei.
Es ist laut der Institution des Zürcher Kinderspitals wichtig zu wissen, dass sich Eltern in überfordernden Situation Hilfe holen: zum Beispiel bei Angehörigen, Nachbarn oder Fachpersonen wie Kinderarzt, Hebamme, Mütter- und Väterberatung.
Rückgang bei den psychischen Misshandlungen
Weiter entsprachen beim sexuellen Missbrauch die Fallzahlen 2019 ungefähr dem Vorjahr. Bei den Kategorien der Vernachlässigung und Münchhausen by proxy gab es zahlenmässig ebenso wenig Veränderung. Bei der psychischen Misshandlung verzeichnete die Kinderschutzgruppe einen Rückgang. Zur Kategorie der psychischen Misshandlungen werden auch Kinder gezählt, welche häuslicher Gewalt ausgesetzt sind.
Im Kinderschutz werden die Fälle in 5 Kategorien eingeteilt. | Kinderspital Zürich
Seit 50 Jahren gibt es die Kinderschutzgruppe des Kinderspitals. Durch eine stete Sensibilisierung der Bevölkerung, aber auch der Fachpersonen innerhalb und ausserhalb des Kinderspitals, werden heute Kindswohl-Gefährdungen und Kindsmisshandlungen viel früher erkannt. Die Gruppe führt eine anerkannte Opferberatungsstelle und berät Fach- und Bezugspersonen, die einen Verdacht auf eine Gefährdung oder Misshandlung bei einem Kind äussern.