Multiresistente Erreger breiten sich in der Schweiz immer mehr aus. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Infektiologen. Die Forscher haben Daten des Schweizerischen Zentrums für Antibiotikaresistenzen (anresis.ch) ausgewertet. Konkret haben sie die Proben von Altersheimbewohnenden für den Zeitraum 2007 bis 2017 studiert. Menschen in Pflegeheimen sind überdurchschnittlich oft Träger von resistenten Bakterien. Einer der Gründe: Sie leiden häufig an Infektionen, die eine Antibiotikabehandlung nötig macht. Als Folge davon bilden sich in den Pflegeeinrichtungen auch öfters Resistenzen.
Die Ergebnisse der Studie sind teilweise beunruhigend. Denn während 2007 noch jeder zwanzigste Bewohner Träger von antibiotikaresistenten Escherichia-coli-Bakterien war, war es 11 Jahre später bereits jeder fünfte.
Quelle: Kohler, Philipp et al. (2018). Antibiotic resistance in Swiss nursing homes: Analysis of National Surveillance Data over an 11-year period between 2007 and 2017. Antimicrobial Resistance & Infection Control.
Die Werte seien zwar tiefere Werte als in anderen Ländern, sagt Studienmitautor Andreas Kronenberg von der Uni Bern gegenüber dem Wissenschaftsmagazins Higgs. Dennoch sei die Lage ernst. Denn wenn Infektionen mit Resistenzen auftreten, sei für deren Behandlung der Einsatz aggressiver Antibiotika notwendig. Das könne dann weitere Resistenzbildungen zur Folge haben. «Je mehr Antibiotika die Ärzte verschreiben, desto mehr resistente Keime gibt es», so Kornenberg im Higgs.
Als Praxisbeispiel dient diesbezüglich die Romandie, wo mehr Antibiotika verschrieben wird. Dies spiegelt sich gemäss der Studie auch in einer grösseren Zahl von Resistenzen. Zusätzlich ist in der Grenzregion zu Frankreich auch der Einfluss des Nachbarlandes spürbar, wo der Antibiotikaeinsatz noch einmal höher ist. Durch Patienten werden die resistenten Bakterien an Schweizer Spitäler und von dort in die Altersheime verschleppt.
Weniger MSRA-Erreger
Positiv ist die Entwicklung derweil bei den resistenten Erregern des Typs Staphylococcus aureus (MRSA). Der Erreger wurde 2017 weniger häufig nachgewiesen als 2017. Der Rückgang betrug rund 40 Prozent.
Quelle: Kohler, Philipp et al. (2018). Antibiotic resistance in Swiss nursing homes: Analysis of National Surveillance Data over an 11-year period between 2007 and 2017. Antimicrobial Resistance & Infection Control.
Grund für den Rückgang: Weniger Antibiotikaverschreibungen und eine schnelle Isolation. Doch die Forscher machen weitergehende Vorschläge: So könnten etwa neue Richtlinien für Ärzte geschaffen werden, die Altersheimbewohner versorgen. Dies mit dem Ziel, den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren. Eine weitere Möglichkeit wäre es, dass beim Heimeintritt standardmässig ein Screening nach resistenten Erregern durchgeführt wird.