«Ich fühle mich elend, zweifle an mir selbst und finde keinen Ausweg mehr aus einer vernichtenden Abwärtsspirale.» So fasste ein Chirurg eines Schweizer Spitals seine Situation während der Corona-Krise zusammen. Es ist einer von vielen Fällen, mit dem Remed konfrontiert ist, das Unterstützungsnetzwerk für Ärztinnen und Ärzte in beruflichen und persönlichen Krisen.
Der Kaderarzt, der die Orthopädische Abteilung in einem Schweizer Spital leitet, bezeichnet sich als Mensch mit extrem hohen ethischen und moralischen Ansprüchen an sich selbst. Die hohe Verantwortung als Arzt bedeutet ihm viel, wie die «Schweizerische Ärztezeitung» seinen Fall schildert. Und er sei ein Teamplayer.
Erwachte nachts schweissgebadet
Doch nach eineinhalb Jahren Corona kämpfte er mit völlig neuartigen, heftigen Selbstzweifeln. Er kam plötzlich mit seiner Arbeit und dem Druck, unter dem er sich damals wiederfand, nicht mehr zurecht.
«Ich erwache in der Nacht schweissgebadet und grüble stundenlang unergiebig, vor allem über mögliche zweifelhafte Behandlungsempfehlungen in der Vergangenheit», sagte er damals.
Schnell wurde aus dem Konflikt klar, dass die Corona-Krise mit der auferlegten Phase des Operationsstopps für Wahleingriffe bei ihm zum Ausgangspunkt einer tiefen moralischen Sinnkrise wurde. So musste er gemäss Ärztezeitung enttäuschend feststellen, dass sich einige Patienten im Zusammenhang mit dem Operationsstopp von ihm abwendeten – und die Behandlungen anderweitig weiterführten.
Mischung aus Scotch und Lexotanil?
Noch erdrückender wurde die Situation durch den zunehmenden ökonomischen Druck, der auf ihm lastete – «dieser ist inzwischen so gross wie noch nie». Der «Indikationsstress» verunsicherte den Orthopäden noch mehr und löste sogar Existenzängste aus. Generell steht das Gefühl Fallzahlen und eine vorgegeben Anzahl Operationen liefern zu müssen, in krassem Widerspruch zu seinen Werten.
Obwohl sich der Kaderarzt elend fühlte und keinen Ausweg mehr aus der vernichtenden Abwärtsspirale fand, sei für ihn Selbstmedikation keine Option gewesen, um seinen Schlafproblemen zu begegnen. Ein guter Kollege von der Anästhesie, von dem er es überhaupt nicht erwartet hätte, verriet ihm übrigens, dass er wunderbar schlafe mit einer Mischung aus Scotch und Lexotanil vor dem Zubettgehen.
Coaching schien zu helfen
Der Kaderararzt der Orthopädischen Abteilung des Schweizer Spitals scheint die Krise mit Hilfe des
Remed-Unterstützungsnetzwerkes inzwischen überwunden zu haben. Gegenwärtig geht er in einem von Remed vermittelten Coaching weiter nach, wie im Bericht der aktuellen Ausgabe der «Schweizerischen Ärztezeitung» weiter zu lesen steht.