Im vergangenen Jahr konnte der Verein Smarter Medicine immer mehr Fachgesellschaften für die Publikation von Listen mit unnötigen Behandlungen motivieren. «Heute verfügen wir über fast 50 konkrete Empfehlungen von 8 Fachgesellschaften, von der Allgemeinen Inneren Medizin bis zu den Radioonkologen, die fachlich und wissenschaftlich fundiert sind.». Dies sagte Jean-Michel Gaspoz am Montag vor den Medien; Gaspoz ist Präsident
der Initiative Smarter Medicine und ehemaliger Chefarzt an den Universitätsspitälern in Genf.
Gaspoz stellt in Aussicht, dass in den kommenden Monaten noch weitere Listen publiziert werden. Ausserdem hat der Verein, der sich gegen Über- und Fehlversorgung einsetzt, eine Umfrage zum Thema in Auftrag gegeben. Diese wurden zwischen Ende Juni und Anfang Juli 2018 durchgeführt – online bei rund 1'000 Personen in der Deutschschweiz und der Romandie.
Die wichtigsten Resultate:
- 40 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass in der Schweiz in der medizinischen Versorgung zu viel oder das Falsche gemacht wird.
- Über 50 Prozent der Befragten bestätigen, dass sie das Gefühl haben, sie selbst oder Personen in ihrem Umfeld hätten schon einmal eine unnötige Behandlung erhalten.
- Fast die Hälfte der Befragten gibt zudem an, dass sie beim Arztbesuch das Gefühl hatte, nicht alles verstanden zu haben.
Nach Ansicht der Befragten helfen folgende Massnahmen gegen Über- und Fehlversorgung in der Medizin:
- Eine Zweitmeinung bei einem anderen Arzt, einer anderen Ärztin einholen.
- Mehr Zeit für das Gespräch bei der Ärztin, beim Arzt.
- Bessere Informationen über die Behandlungs- und Diagnosemethoden.
- Sanktionen gegen Ärztinnen und Ärzte, die aus Kostengründen mehr verschreiben oder therapieren als notwendig wäre.
Der Verein Smarter Medicine hat nun Anfang Oktober eine breit angelegte Kampagne lanciert. Diese soll auf die Fehl- und Überversorgung in der Medizin aufmerksam machen. Für Jean-Michel Gaspoz ist jetzt der Zeitpunkt für die Informationsoffensive bei den Patienten gekommen.