Der Fall geschah vor gut einem Jahr in der
Clinica Sant'Anna in Sorengo. Einer 67jährigen Frau sollte operativ ein kleiner Tumor entfernt werden. Im Verlaufe des Eingriff wurden der Patientin aber beide Brüste entfernt.
Die Frau hat sich jetzt bei der Tessiner Zeitung
«La Regione» gemeldet, um ihr Schicksal publik zu machen: «Ich will kein Geld», erklärte sie, «ich will die Wahrheit. Und ich will vermeiden, dass andere meinen Kreuzweg durchmachen müssen.»
Tatsächlich scheint ein besonderes Problem bei der Kommunikation der Genolier-Klinik zu liegen. Als die Patientin aus der Narkose erwachte, erlebte sie einen Schock. Der Arzt erklärte die mastectomia totale bilaterale damit, dass sich der Tumor stärker ausgebreitet hatte als angenommen.
Schweigen zur Schonung?
Die Patientin recherchierte weiter – bis sich knapp ein halbes Jahr später der Arzt meldete und um ein Treffen ersuchte. In Anwesenheit des Klinik-Anwalts Fulvio Pelli wurde der Frau in November eröffnet, dass sich ein Fehler ereignet habe: Im Ops sei sie mit einer anderen Patientin verwechselt worden.
Dabei erklärte man – immer laut Darstellung der Frau aus dem Sottoceneri – die lange Schweigezeit damit, dass man sie so kurz nach der Operation durch die Information nicht habe traumatisieren wollen.
Inzwischen hat die Patientin Anzeige erstattet, und Kantonsmediziner Giorgio Merlani überprüft die Sache. Erst im Januar habe man die Arbeitsabläufe in der Clinica Sant'Anna überprüft.
Siehe auch:
«Eine Checkliste für die Piloten im Operations-Saal»«Wie unfassbare Kunstfehler passieren können»